Schulstreiks gegen den Klimawandel erschüttern seit einigen Monaten eine ganze Reihe europäischer Länder. Zehntausende Schülerinnen und Schüler gingen unter anderem in der Schweiz, Belgien, Deutschland, Dänemark und Schweden auf die Straße.

Dies nicht zuletzt unter dem Eindruck der Rede der 15-jährigen Greta Thunberg, die vor der Weltklimakonferenz der UN aussprach, was viele denken: “Unsere Zivilisation wird dafür geopfert, einer sehr kleinen Anzahl an Menschen die Möglichkeit zu geben, enorme Mengen an Geld zu machen”.

Der Kapitalismus ist das Problem

Dieser Satz geht genau zum Kern des Problems. Keine ernsthafte wissenschaftliche Studie bestreitet mehr die Existenz des Klimawandels. Auf einer Klimakonferenz nach der nächsten wird von den Mächtigen der Welt beschworen, dass man alles menschenmögliche tun muss, um ihn zu stoppen. Und trotzdem passiert … nichts. Warum ist das so?

Es stimmt nicht, was uns die Medien und die reichen Moralisten tagtäglich erklären. “Wir” leben angeblich über unseren Verhältnissen, “wir” müssen uns individuell ändern, weniger mit dem Auto fahren und fliegen, weniger Energie verbrauchen, generell weniger konsumieren etc. Angeblich fängt der Wandel im Kleinen an.

Das ist eine dreiste Lüge, die nur von den wahren Verantwortlichen für den Klimawandel ablenken soll. Denn die Technologien, um die gesamte Gesellschaft so zu gestalten, dass der Klimawandel aufgehalten und seine Effekte eingedämmt werden könnten, sind längst vorhanden. Nötig wäre eine weltweite Offensive der Investitionen in erneuerbare Energien, der Entfernung von Treibhausgasen aus der Atmosphäre, des massiven Ausbaus des öffentlichen Verkehrs etc.

Doch damit das umgesetzt werden kann, müsste die weltweite Produktion planmäßig genutzt werden. Stattdessen wird im jetzigen System alles nur für einen einzigen Grund produziert, und zwar für die Profite einer verschwindend kleinen Minderheit in der Gesellschaft: Den großen Bank- und Konzernbesitzern, kurz, den KapitalistInnen.

Deren Interessen stehen der Lösung der Frage des Klimawandels direkt gegenüber. Die KapitalistInnen sind es auch, die in der heutigen Gesellschaft entscheiden, was passiert, und die Entscheidungsträger der Politik in allen wichtigen Fragen komplett in der Tasche haben. Der Kampf gegen den Klimawandel ist daher ein Kampf gegen das System des Kapitalismus - alles andere ist Augenauswischerei.

Wie können Schulstreiks organisiert werden?

Daher ist die Organisierung von Streiks durch Schülerinnen und Schüler in vielen Ländern Europas ein wichtiger Schritt im Kampf gegen den Klimawandel. Sie sind eine gemeinsame, kollektive Antwort auf ein kollektives Problem, anstatt sich der Illusion der “Veränderung im Kleinen” hinzugeben. Und: Sie wählen den Weg des Kampfes, anstatt darauf zu warten oder zu betteln, dass “die da oben” doch bitte den Klimawandel aufhalten. Daher gilt es, diese Streiks so breit wie möglich zu organisieren und zu stärken.

Die Kraft eines Schulstreikes liegt dabei nicht in der Weigerung der einzelnen SchülerInnen, in die Schule zu gehen. Würde das ausreichen, dann wäre Schulschwänzen die revolutionärste Tat. Ein Schulstreik bekommt wie jeder Streik nur dadurch Kraft, dass er möglichst Viele einbezieht. Um das sicherzustellen, muss der Streik organisiert werden.

Das beste Mittel hierfür sind Schülerkomitees. Das ist zu Beginn nichts anderes als ein Treffen all derjenigen, die einen Streik organisieren oder etwas zu seinem Erfolg beitragen wollen - kurz: Aller, die aktiv sein wollen. Bei so einem Treffen sollten zuerst zwei Dinge diskutiert werden:

WAS ist unser Ziel und WIE können wir den Streik an unserer Schule organisieren?

Zuerst sollte inhaltlich diskutiert werden, was das Ziel des Kampfes ist - alle beteiligten sollten antworten können, wenn sie mit Fragen konfrontiert werden. Darauf aufbauend kann zielgerichtet diskutiert werden, was eigentlich organisiert werden soll: Wollen wir zum Beispiel an einem bestimmten Tag auf eine Demonstration mobilisieren? Und wenn ja: Wie können wir sicherstellen, dass möglichst viele unserer Kolleginnen und Kollegen davon erfahren?

In der Vergangenheit hat es sich bewährt, dass man gemeinsam durch die Klassenzimmer geht, damit auch wirklich alle Bescheid wissen. Man kann auch Flugblätter ausdrucken, auf denen in wenigen Sätzen die wichtigsten Informationen zusammengefasst sind. Wenn das möglich ist, sind gemeinsame Diskussionen in den Klassen - oder sogar Schulvollversammlungen, die mit einer Abstimmung über die Beteiligung am Streik enden, die besten Mittel um eine möglichst große Beteiligung sicherzustellen.

Wenn Klassen- und Schulsprecher mitmachen, ist das gut, wenn nicht - kann man trotzdem einen Streik organisieren. Am Streiktag selbst sollten sich möglichst Viele schon vor Schulbeginn vor dem Schulgebäude versammeln, um als Streikposten die ankommenden SchulkollegInnen davon zu überzeugen, am Streik teilzunehmen, am besten gleich direkt dazubleiben und mitzuhelfen. Das alles ist auch der einzige Weg, um den möglichen Repressionen von einzelnen LehrerInnen oder der Direktion etwas entgegensetzen zu können: Nur gemeinsam sind wir stark!

Für eine internationale Bewegung gegen den Klimawandel und den Kapitalismus!

Was im Kleinen für die einzelne Schule gilt, gilt erst recht im Großen für die ganze Bewegung. Schulstreiks sind ein wichtiger erster Schritt, um den Kampf zu starten und dringend nötige öffentliche Aufmerksamkeit zu bekommen. Doch durch diesen ersten Schritt wird sich das System nicht ändern. Im Gegenteil: Wenn wir gewinnen wollen, müssen wir unseren Blick auf die großen Aufgaben heben.

Der Klimawandel ist global, das ihn verursachende kapitalistische System ist global - das heißt, wir müssen global kämpfen.

Vor allem ist der Klimawandel nur ein Beispiel dafür, wie der Kapitalismus unser aller Leben zerstört. Er drückt sich ebenfalls darin aus, dass trotz des Fortschrittes der Technik und der Produktion immer noch Milliarden Menschen Hunger leiden, an behandelbaren Krankheiten sterben oder kein sauberes Trinkwasser zur Verfügung haben. Die Arbeitslosigkeit und der 12-Stundentag, Mietwucher, rassistische Spaltung und Frauenunterdrückung, das sind alles die Ergebnisse des kapitalistischen Systems und der Versuche der Regierungen, seine Ausbeutung mit allen Mitteln aufrecht zu erhalten. Doch die Arbeiterinnen und Arbeiter, die Eltern der streikenden Schülerinnen und Schüler, haben den Schlüssel zum Sieg gegen dieses System in der Hand. Alle Räder stehen still, wenn dein starker Arm es will!

Die Klimastreiks werden daher dann erfolgreich sein, wenn sie in einer allgemeinen Bewegung gegen den Kapitalismus aufgehen, in der Jugendliche, Arbeiterinnen und Arbeiter gemeinsam kämpfen. So eine Bewegung kann die Gesellschaft endlich von ihrer irrationalen Funktionsweise befreien: das wäre eine Revolution gegen den Kapitalismus und für ein sozialistisches System, in der wir alle gemeinsam entscheiden können, wofür die gesellschaftlichen Reichtümer eingesetzt werden, und nichtmehr eine kleine Handvoll von superreichen KapitalbesitzerInnen. Das Beispiel der Gelbwesten, Schüler- und Studentenbewegung in Frankreich hat gezeigt und zeigt noch immer, dass ein entschlossener Kampf gewinnen kann. Daher:

• Für Schulstreiks gegen den Klimawandel!
• Für den Aufbau von Schülerkomitees zu ihrer Organisierung!
• Für eine internationale Bewegung gegen Klimawandel und Kapitalismus!
• Nieder mit dem Kapitalismus, für eine demokratische Planwirtschaft, für den Sozialismus!

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