Über die Frage der Selbstfinanzierung. In den Reihen der Arbeiterbewegung herrscht in Österreich selbst bei deren Linken Teilen der Katzenjammer vor. SozialistInnen hätten schon bessere Zeiten gesehen, ist oft die Devise.

Aber ein kurzer Blick auf die Massenbewegungen auf Weltebene und auf die Proteste der Jugend, die bei aller Unklarheit den Kapitalismus massiv in Frage stellen, lehrt uns eines Besseren. Und selbst wenn das nicht so wäre: Die rote Fahne wird nicht nur bei Schönwetter entrollt, auch bei Gegenwind und in stürmischen Zeiten weht sie voran. Ein gewisse Trotzhaltung hat unsere Bewegung erst groß gemacht bzw. durch schwierige Zeiten geholfen. Schon der Revolutionsdichter Freiligrath sang 1848 „Trotz alledem“, und Karl Liebknecht, der Gründer der „Sozialistischen Jugendinternationale“ titelte so seinen letzten Artikel.

Nach der Wahlniederlage der SPÖ im Frühherbst ziehen jetzt schön langsam die „scharfen Winterwinde“ auf. Und wie so oft wird die Kälte spürbar, weil das Geld fehlt. Weniger Abgeordnete bedeuten weniger Parteienförderung und für die Sozialistische Jugend weniger Geld nach dem Bundesjugendförderungsgesetz. 100.000 € weniger aus den staatlichen Töpfen, und die Partei leidet ebenfalls an Sparzwang und wird das der Jugend auch spüren lassen.

Die Finanzierung von Seminaren und Kampagnen, die Aufrechterhaltung von Jugendlokalen ist somit akut gefährdet. Der Schritt, dies öffentlich zu machen und mit einer Selbstfinanzierungskampagne zu verbinden, ist genau der richtige.

Die Funke-Strömung in der SJ zeigt seit 25 Jahren vor, dass man auch große Seminare selbstfinanzieren kann, dass man Zeitungen, Broschüren und sogar Theoriebücher durch Eigenvertrieb herausgeben kann. Es geht, wenn man politisch weiß, was man will, und warum es Sinn macht, für sozialistische Ideen in der Bewegung auch um eine finanzielle Unterstützung zu fragen. Die Sozialistische Jugend hat sich im Widerstand gegen Schwarz-Blau einen Namen gemacht, das hat auch der Vorsitzenden Julia Herr den Einzug in den Nationalrat ermöglicht. Und diese politische Autorität lässt Zuversicht aufkommen, dass das fehlende Geld über Spenden aus der Bewegung aufgebracht werden kann.

Wir sollten nicht vergessen, die erste Zeitschrift der sozialistischen Arbeiterjugendbewegung, der „Jugendliche Arbeiter“ konnte nur herausgegeben werden, weil Lehrlinge damals ein eigenes „Preßkomitee“ gründeten, welches Geldsammlungen organisierte. Eine sozialistische Zeitung ist kein Luxus, der in der Buchhaltung eine Sonderbelastung darstellt, sondern unser bestes politisches Werkzeug zur Verbreitung unserer Ideen, zur Schulung unserer GenossInnen und zum Aufbau der Organisation.

Besondere Herausforderungen machen besondere Anstrengungen notwendig. In dieser schwierigen Zeit hat die SJ ein echtes As im Ärmel: Erstmals seit langer Zeit ist die Verbandsvorsitzende auch Nationalratsabgeordnete. Stellen wir uns nur vor, welches Echo es hätte, wenn sie das Modell eines „Facharbeiterlohns für Mandatare“ aufnähme. Ein Nationalratsabgeordneter verdient brutto 8755 Euro. Netto bleiben davon nicht ganz 5000 Euro. Selbst wenn wir die Parteisteuer abziehen (die ohnedies steuerlich abgesetzt werden kann), bleiben noch immer bei einem durchschnittlichen Facharbeiterlohn von angenommen 2300 netto ganze 1200 Euro monatlich, die in einen „roten Spendenfonds“ fließen könnten, mit dem man Seminarteilnahmen oder Studienreisen finanzieren könnte. Dieses Beispiel würde schnell Vorbildwirkung zeigen und große Begeisterung bei Mitgliedern, SympathisantInnen und ganz normalen ArbeiterInnen und Jugendlichen auslösen.

Das muss der Spirit sein, mit der wir uns dem „scharfen Winterwind“ stellen wollen.

„Es kommt dazu, trotz alledem
Dass sich die Furcht in Widerstand
Verwandeln wird trotz alledem!”

(Der Funke Nr. 178/8.11.2019)


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