Eine Genossin beschreibt, wie sie zum Marxismus gekommen ist und warum sie beim Funke aktiv ist.
Warum ich aktiv geworden bin? Weil es mir nicht egal ist. Weil es mir nicht egal ist, dass der Planet stirbt und seine Bewohner ausgebeutet und unterdrückt werden. Weil es mir nicht egal ist, dass dieses System korrupt und zerstörerisch ist. Und weil die Lösungsvorschläge der etablierten Parteien, die sich weigern, über die Ränder des Kapitalismus hinauszuschauen, nicht ausreichen, um diese Probleme zu lösen.
Die maroden Wurzeln des Kapitalismus durchziehen jeden Teilbereich unserer Gesellschaft und verhindern Fortschritt und unterdrücken menschliches Potential. Es ist höchste Zeit, dem Ganzen ein Ende zu setzen und dieses System zu überwinden.
Ich war nicht immer dieser Meinung, sondern musste zuerst „vererbtes“ konservatives Gedankengut hinterfragen und abwerfen. Den Anstoß dafür fand ich in der Realität. Viele meiner Argumente erwiesen sich als ungeeignet, die reale Welt zu erklären. In der Schule wurden Probleme wie Rassismus, Sexismus und unser kaputtes System zwar offen behandelt, und es wurde auch gesagt, dass der Kapitalismus nicht auf Dauer funktionieren kann, aber es wurde nie eine Alternative geboten, mit der man etwas hätte anfangen können.
Somit begab ich mich auf die Suche nach einem (für mich) neuen Weg, mir das Weltgeschehen zu erklären und landete beim Marxismus. Zu Beginn war meine Einstellung ungefähr so: Kommunismus = Sowjetunion = Hungersnot = Böse, man kennts. Aber durch aktives Hinterfragen dieser Ansichten stieß ich schnell auf schlüssige Gegenargumente und konnte meinen Horizont erweitern.
Durch Social Media und Literatur fand ich dann auch schnell einen Einstieg in den Marxismus und war nach kurzer Zeit von den Konzepten überzeugt. Endlich blickte jemand hinter den Vorhang und analysierte nicht nur die Oberfläche unserer gesellschaftlichen Probleme, sondern grub tiefer, um den Kern dieser freizulegen und um aufzuzeigen, dass diese nicht für sich alleine stehen, sondern miteinander vernetzt sind.
Doch mir war auch bewusst, dass es nicht ausreicht, nur alleine im dunklen Kämmerchen zu sitzen und sich in politischer Literatur zu vergraben. Es ist auch wichtig, durch Diskussion mit anderen sein angelesenes Wissen zu überprüfen und zu erweitern. Dieses Wissen muss aber auch genutzt und weitergetragen werden, sonst ist es vielleicht für den Leser interessant, aber im Gesamten betrachtet sinnlos. Man muss es in der Realität anwenden und aktiv Veränderungen, egal wie klein, schaffen und sich organisieren.
Nachdem ich dann bei einem Infotisch vom „Funke“ mit den Worten: „Wir sind Kommunisten …“ angesprochen wurde und mit „Oha! Ich auch“ antwortete, dauerte es nicht mehr lange, bis ich aktiv wurde. Beim „Funke“ fand ich mit meinen Ansichten Anschluss, die Werkzeuge, politische Geschehnisse zufriedenstellend zu analysieren und in einen Kontext zu setzen und hatte das Gefühl, die Welt um einiges besser verstehen zu können als zuvor.
Mir wurde auch die Möglichkeit geboten, mich aktiv einzubringen und zum Beispiel auf der Uni bei der MIAU-Veranstaltungsreihe mitzuorganisieren. In Gesprächen mit meinen Studienkolleginnen, von denen die meisten sehr offen gegenüber kommunistischen Ideen eingestellt sind, kommen nicht selten spannende Diskussionen zustande, in denen ich sehr von meinem Wissen, welches ich im letzten halben Jahr beim „Funke“ gesammelt habe, profitiere.
Die Stimmung in der Gesellschaft wird immer kritischer gegenüber dem kapitalistischen System und Veränderung ist notwendig. Es ist wichtig den Menschen zu helfen, ihren Weg heraus aus dem jetzigen und hinein in ein menschlicheres, sozialistisches System zu finden. Genau dabei will ich helfen!
Von Lisa (18)
(Funke Nr. 208/25.10.2022)