Die Tiefe Krise des Kapitalismus führt in allen Bereichen unseres Lebens zu Sparzwängen. Die Berichte zweier SchülerInnen zeigen, wie es um die Bildungseinrichtungen in Österreich steht.

Sylvi aus Wien

Es wird konstant in der Bildung gespart, doch dieses Jahr haben wir SchülerInnen das noch viel mehr zu spüren bekommen. LehrerInnen halten uns davon ab, im stickigen Klassenzimmer die Fenster zu öffnen, um nicht zusätzlich heizen zu müssen. Das Licht soll auch nur eingeschaltet werden, wenn es wirklich notwendig ist, was anscheinend nie der Fall ist.

Jede Form von Angebot, das wir als SchülerInnen bis jetzt bekommen haben, wurde im Laufe der letzten paar Jahre gestrichen. Wir dürfen nicht mehr gratis in der Schulbibliothek kopieren oder drucken, sondern müssen jetzt dafür in Guthaben auf einer Kopier- und Druckkarte investieren. Das Schulbuffet und alle Snackautomaten wurden permanent geschlossen, wer warmes Essen in der Freistunde haben will muss sich bei den dreckigen, alten Mikrowellen anstellen. Der Schulball, der eigentlich von einer anderen Schule organisiert wird, wurde abgesagt. An jeder Ecke, wo gespart werden kann, wird gespart.

Auch bei LehrerInnen. Eine unserer neuen Lehrerinnen ist 22 Jahre alt, und damit ist sie jünger als einige SchülerInnen. Sie erzählt, klar überfordert, von ihrem Vollzeitstudium, das sie nebenbei noch fertig macht, während sie bei uns acht Klassen übernehmen muss.

Man fühlt sich gerade im Unterricht fast schon im Weg. Wir sitzen in den dunklen, kalten Klassen mit kaputten Fenstern und überlegen, welche Toiletten noch nicht wegen Wasserschäden gesperrt sind und ob es sich auszahlt, dort hinzugehen, nicht weil man was verpassen würde, sondern weil es dort ja nur noch kälter ist.

Mohammed aus Wien

Seit Anfang des Schuljahres ist es bei uns im 2. Jahrgang (HTL) der Fall, dass es einen offensichtlichen Lehrermangel gibt. In meiner Klasse mit insgesamt 36 SchülerInnen entfällt seit Anfang September für eine Hälfte der Klasse der Deutschunterricht. Grund dafür ist, dass die Lehrerin der einen Teilgruppe überfordert war, weil sie insgesamt mehr als 30 Unterrichtsstunden pro Woche hatte. Deswegen musste sie die Gruppe abgeben. Seit diesem Zeitpunkt (das war im September) fand bis Mitte Oktober kein Deutschunterricht mehr statt.

In anderen Fächern ist die Situation nicht wirklich besser. Im Durchschnitt entfallen zwischen 4-6 Stunden pro Woche. Oft wird erst wenige Minuten vor Schulbeginn eingetragen, dass Stunden entfallen, was natürlich besonders frustrierend ist, wenn man dafür in die Schule kommt.

Ein weiteres Problem sind die langen Schulzeiten. Viele SchülerInnen beschweren sich darüber, dass sie pro Woche zwischen 36 und 43 Stunden Schule haben. Besonders für die SchülerInnen, die einen langen Heimweg haben, ist das wahnsinnig anstrengend. Wenn man erst um 18 Uhr entlassen wird und ca. eine Stunde braucht, bis man tatsächlich Zuhause ist, wo bleibt denn da Zeit, sich auch mit anderen Dingen zu beschäftigen und außerschulische Aktivitäten zu machen?

Es ist natürlich klar, dass trotz alledem von uns erwartet wird, jeden Tag energiegeladen und motiviert in der Klasse zu sitzen.

(Funke Nr. 208/25.10.2022)


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