Grace (24 Jahre) aus Wien berichtet, wie sie zur Marxistin wurde und sich entschieden hat, beim Funke aktiv zu werden.

„Die Arbeiterklasse sollte aufhören, den Lügen der imperialistischen Maschinerie zu glauben.“

Als Amerikanerin habe ich von meiner Grundschulzeit bis zum Abschluss meines Bachelor-Studiums immer wieder antikommunistische Äußerungen gehört. Der offizielle Lehrplan sieht vor, dass die Schüler über die „Gefahren des Sozialismus“ unterrichtet werden. Ich komme aus einem sehr konservativen Bundesstaat, in dem selbst Demokraten in der Minderheit sind und die politische Spaltung zwischen Links und Rechts stärker ist als je zuvor. Gleichzeitig wird die Kluft zwischen Arm und Reich immer größer. Obwohl mir Ideen der Gleichheit und der Rechte für unterdrückte Gruppen wichtig waren, wurde ich immer pessimistischer, je mehr ich über Amerika als Nation, die Gesellschaft, Politik und den globalen Einfluss des Imperialismus erfahren habe. Polizeigewalt, School Shootings, Kinder in Käfigen an der Südgrenze sowie transphobe und die frauenfeindliche Gesetzgebung sind nur einige der Dinge, die mich beschäftigt haben, wenn ich über mein Land nachgedacht habe.

Erst nach meiner Ankunft in Österreich habe ich begonnen, Amerika aus einer Außenperspektive zu betrachten. Nachdem ich Menschen getroffen hatte, die mir gezeigt haben, wofür der Marxismus wirklich kämpft, wurde mir immer klarer: Die einzig sinnvolle Sache, wie ich mit dieser Frustration umgehen kann, ist, dass ich sie in den ehrlichen Kampf für eine bessere Welt umlenke; in den ehrlichen Kampf für den Sturz des Kapitalismus und für wahre Freiheit für die Arbeiterklasse. Jetzt, wo ich von der amerikanischen Politik völlig desillusioniert bin, liegt meine Loyalität bei der Arbeiterklasse, die, unabhängig von ihrer politischen Zugehörigkeit, sich ihrer Stärke als Klasse bewusst werden muss und aufhören sollte, den Lügen der imperialistischen Maschinerie, die aus Gier über Leichen geht, glauben zu schenken.

Durch mein aktives Engagement beim Funke habe ich Genossinnen und Genossen getroffen, die mich herausgefordert haben, weiter zu lernen und auch andere Menschen mit unserer Botschaft zu erreichen: dass unsere Befreiung erkämpft werden muss und dass wir durch Theorie, Diskussion und Organisation diese Kampffähigkeit mit den Massen teilen können. Für die meisten AmerikanerInnen ist die Solidarität der Arbeiterklasse nicht einmal in ihren Gedanken präsent, da sie davon überzeugt sind, dass der eigentliche Kampf zwischen „rechts“ oder „links“, zwischen „woke“ oder „ignorant“ stattfindet und nicht zwischen den ArbeiterInnen und der ausbeuterischen herrschenden Klasse. Auch ich habe mich dabei erwischt, dass diese Identitätspolitik Einfluss auf mein Denken hatte. Aber Marxistin zu werden, hat es mir ermöglicht, politische und kulturelle Aspekte mit einem kritischen Blick zu analysieren und die Bedeutung der internationalen Solidarität zu verstehen. Das Klassenbewusstsein, das Bewusstsein darüber, dass unsere soziale Stellung im Klassenkampf eine entscheidende Rolle spielt, ist eine Idee, die alles für mich verändert hat. Der Wunsch in mir, dieses Bewusstsein mit anderen zu teilen, wächst nur noch weiter! Der aktuelle Zustand der Welt fordert unsere Anstrengungen, uns zu organisieren, für das Ende der Armut, das Ende der Diskriminierung, das Ende des Imperialismus und für die wahre Befreiung durch eine sozialistische Revolution zu kämpfen!

(Funke Nr. 215/05.07.2023)


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