„Früher war ich stets pessimistisch, doch jetzt verstehe ich, dass es nicht die menschliche Natur ist, die Fortschritt und Frieden behindert.“ (Ahmad, 23)
Früher war ich stets pessimistisch, wenn ich über die Zukunft der Menschheit und unseres Planeten nachdachte. Ich war fest davon überzeugt, dass die Menschheit von Natur aus „böse“ sei. Die Geschichte, geprägt von zahlreichen Kriegen und Massakern, schien meine Ansicht zu bestätigen. Diese Ideen sind weit verbreitet in der Gesellschaft, was meine damalige Perspektive gut erklärt.
Ich komme aus einem Land, das seit Generationen unter den Auswirkungen imperialistischer Kriege und Spaltung leidet. Als Kind stellte ich mir die Fragen: Warum gibt es so viel Armut? Warum müssen Kinder arbeiten? Warum gibt es terroristische Gruppen, die täglich unschuldige Menschen ermorden? Warum trifft es „nur“ unser Land? Die Lage hat sich in Afghanistan seitdem noch verschlechtert. Als die Taliban im Jahr 2021 nach 20 Jahren sinnlosen Krieges, den ich persönlich gesehen und erlebt habe, wieder die Macht übernommen haben, war ich empört und schockiert. Ich verspürte erneut das Verlangen nach einer Erklärung. Wie kann das nur passieren? Wer ist verantwortlich? Wann hat das ein Ende? Die Suche nach Antworten auf diese Fragen hat mich schließlich zum Marxismus geführt.
Seitdem ich mich intensiv mit marxistischer Theorie und Philosophie beschäftigt habe, bin ich besser in der Lage, historische Prozesse zu analysieren und zu verstehen. Im Laufe der Zeit wurde mir immer klarer, warum diese spaltenden Ideen in unserer Gesellschaft dominieren. Die Spaltung der Gesellschaft soll das Aufkommen eines Klassenbewusstseins verhindern, denn eine klassenbewusste Arbeiterklasse ist eine Bedrohung für die Macht der herrschenden Klasse. Das Klassenbewusstsein half mir, die Wurzeln all dieser Probleme und Konflikte zu erkennen. Um diese Hindernisse zu überwinden, erkannte ich die Notwendigkeit eines aktiv geführten Klassenkampfes, denn die herrschende Klasse wird ihre Macht nicht ohne Widerstand aufgeben. Wir leben in einer Zeit, in der solche Kämpfe von großer Bedeutung sind. Die ständigen Krisen und Kriege zeigen immer deutlicher, dass der Kapitalismus nicht nachhaltig ist und nur die Interessen einer kleinen Minderheit befriedigt.
Heute bin ich nicht mehr pessimistisch, denn ich habe herausgefunden, dass es nicht die menschliche Natur ist, die den Fortschritt und den Frieden behindert, sondern der Kapitalismus und die Klassengesellschaft. Es gibt zahlreiche Beispiele mutiger Massenbewegungen und Parteien, die sich die Aufgabe gestellt haben, die Arbeiterklasse zu mobilisieren und den Kapitalismus zu stürzen. Von ihren Erfolgen und Fehlern können wir lernen, um uns noch besser auf unseren Kampf für die Befreiung vorzubereiten.
In letzter Zeit bin ich auch praktisch aktiv geworden, denn es reicht nicht aus, nur die Geschichte oder die Krisen des Systems zu analysieren. Unter Kapitalismus und Imperialismus leiden täglich Milliarden von Menschen, vor allem in den ärmeren Ländern. Ich betrachte mich als privilegiert, weil ich Klassenbewusstsein entwickelt habe, und sehe es als meine Aufgabe meine Mitmenschen für den Kampf für eine bessere und gerechtere Welt zu gewinnen.
Der Funke und die International Marxist Tendency (IMT) haben mir sowohl organisatorische als auch theoretische Werkzeuge in die Hand gegeben, um genau diese Aufgaben zu bewältigen. Das ist der Grund, warum ich mich dem Funke angeschlossen habe und aktiv daran arbeite, eine bessere Zukunft für uns alle zu gestalten.
Ahmad (23) aus Wien
(Funke Nr. 217/26.9.2023)