Antifa. In Deutschland und in Österreich nehmen rechtsradikale Übergriffe immer weiter zu. Warum es notwendig ist, antifaschistischen Kampf als Klassenkampf zu führen und welche Erfolge der Funke hier hat, argumentiert Martin Gutlederer.
In Deutschland marschieren Neonazis auf offener Straße und bedrohen das Leben von Flüchtlingen, während die Polizei weiterhin auf AntifaschistInnen losschlägt. In Österreich darben tausende Flüchtlinge unter elendsten Bedingungen in Traiskirchen während die zuständigen Behörden zynisch agieren. In diesem Klima wagen sich Rechtsextreme immer weiter aus ihrer Deckung hervor. Einem Aktivisten des Funke schmissen sie Steine ins Fenster, in einem Gewerkschaftshaus, das als Flüchtlingsunterkunft verwendet werden sollte, wurde ein Brandsatz gelegt.
Der Motor des Rassismus
Diesen Entwicklungen gilt es offen den Kampf anzusagen, aber dafür müssen wir auch den Hintergrund der aktuellen Krise verstehen. Alan Woods und Ted Grant erklären in ihrem Text „Marxismus und Staat“: „Der stetige Anstieg an rassistischen Übergriffen, den wir in allen Ländern beobachten können, ist ein Ausdruck für die Sackgasse, in der sich der Kapitalismus befindet. Während der Periode des Wirtschaftsaufschwungs benötigte der Kapitalismus eine große Anzahl an ImmigrantInnen als billige Arbeitskräfte. Nun müssen sie als Sündenböcke für die Krise des Kapitalismus herhalten.“
MarxistInnen stehen im Kampf gegen den Rassismus an vorderster Front. Diesen Kampf begreifen wir aber nicht als losgelösten Kampf von Antifas gegen „den braunen Mob“, sondern als Teil des Klassenkampfes im Allgemeinen. Rassismus und Faschismus bekämpfen wir dabei gleichermaßen als schädliche Idee und als schädliche Praxis.
Der Kampf der Weber in Neuda
Im Jahr 1936 berichtet die Arbeiterzeitung aus Niederösterreich folgendes: „Ein Verzweiflungsausbruch in Neuda. In der Hanf- und Jute-AG in Neuda bei Pöchlarn kam es kürzlich zu einer spontanen Betriebsaktion. [...] In Neufeld führten sie ein ausgeklügeltes Rationalisierungssystem durch, daß den Arbeitern keine Zeit läßt sich die Nase zu putzen. Die Leistung jeder einzelnen Arbeiterin stieg auf das Drei- und Vierfache, die Löhne blieben die gleichen oder wurden noch heruntergesetzt.
Aber das Furchtbare war: Mehr als tausend Arbeiterinnen und Arbeiter wurden entlassen, was bei der in den ländlichen Gebieten besonders brutalen Aussteuerungspraxis bedeutet, daß sie für dauernd dem nackten Nichts preisgegeben sind. [...] Und als dort bekannt wurde, daß diesselben Rationalisierungsmaßahmen eingeführt werden sollten, daß also Hunderte auch in Pöchlarn von dauernder Arbeitslosigkeit bedroht sind, da beschlossen die Pöchlarner Arbeiter einen Verzweiflungskampf aufzunehmen [...] Dienstag, den 13. Oktober, kamen die Ingenieure mit den Stoppuhren. Sie hatten aber die Arbeitssäle noch nicht betreten, als schon die Sirene ertönte, das Geklapper der Maschinen verstummte und Hunderte Arbeiter und Arbeiterinnen vor den Kanzleien und im Fabrikhofe zusammenströmten.
Der Direktor, der beschwichtigen wollte, wurde zur Seite gedrängt, und als die Ingenieure, darunter einige reichsdeutsche Nazi, die Arbeiter frech zurechtweisen wollten, entlud sich der ganze Zorn gegen sie. Im Nu waren sie in ein Handgemenge verwickelt, das ihnen nicht gut bekam. Die herbeigerufenen Gendarmen bekamen auch die Arbeiterfäuste zu spüren. [...]Nun kam die die ganze Staatsgewalt aufmarschiert, die Gendarmerie der ganzen Umgebung, eine Abteilung Soldaten der mobilisierten Melker Garnison und tags darauf auch ein Heer von Wiener Kriminalbeamten [...] Sie alle aber konnten nichts anderes machen, als einen schwerverletzten Ingenieur und einen Gendarmen ins Spital zu befördern.“
Der Artikel zeigt, dass die FaschistInnen immer schon als Knüppel der UnternehmerInnen agierten und die Arbeiterklasse ihnen feindlich gegenübersteht.
Klassenkampf statt Rassenkampf
Der Kampf gegen den Faschismus und seine Handlanger ist immer auch ein physischer Kampf gewesen und ist immer dann besonders erfolgreich, wenn er massenhaft geführt wird. Nicht einmal die geballte faschistische Staatsmacht konnte diesem oben beschriebenen Aufstand 1936 beikommen.
Die sozialen Interessen der schwarzen, asiatischen, türkischen und arabischen ArbeiterInnen sind auch heute noch dieselben wie die ihrer weißen Brüder und Schwestern und eine Spaltung entlang von Merkmalen wie Herkunft und Hautfarbe schwächt uns alle. Das muss die ganze Zeit im Mittelpunkt unserer antifaschistischen Argumentation stehen. Nichts schwächt uns in der Auseinandersetzung um ein lebenswertes Leben mehr, als die Spaltung in MigrantInnen und die „heimische“ ArbeiterInnen. Dies ist keine moralische Frage allein.
Massenhaft ins Bewusstsein rückt der Kampf gegen die rassistischen Hetzer, wenn diese Herren und Damen in der Praxis zeigen, dass sie hinter der rassistischen Demagogie nur Sozialabbau und Selbstbereicherungsgelüste verbergen. Man erinnere sich an die schwarz-blaue Regierung, die die Republik in einen Laden zur Selbstbereicherung für „Freunderl“ verwandelte.
Weil uns bewusst ist, was die Funktion des Rassismus in der kapitalistischen Gesellschaft ist, verknüpfen wir unseren Anti-Rassimus mit sozialen Forderungen und mit der Perspektive einer sozialistischen Gesellschaftsveränderung.
Die Praxis des Funke
Dort wo wir aktiv sind, versuchen wir in unserer antifaschistischen Arbeit diese Prämissen praktisch umzusetzen. So haben wir in Pöchlarn/NÖ, als es Hetze gegen ein geplantes Flüchtlingsheim gab, immer versucht die soziale Frage in den Mittelpunkt zu stellen und offensiv zu formulieren. Deswegen haben es auch die Identitären, die versucht haben, Stimmung gegen Flüchtlinge zu machen, nicht geschafft ernsthaft Fuß zu fassen und sich in der Region zu etablieren.
Auch in Vorarlberg, Graz und Wien beteiligen wir uns an antifaschistischen Kämpfen. So spielt der Funke in Graz eine führende Rolle in der Mobilisierung und Strategie gegen den Grazer Burschenschafterball und beteiligt sich engagiert an der Offensive gegen Rechts in Graz. Auch in Wien sind wir Teil der Offensive gegen Rechts und waren mit einem großen Block bei der Demonstration gegen den WKR-Ball dabei. In Vorarlberg schließlich gelang es uns gemeinsam mit proletarischen türkischen, kurdischen und alevitischen Organisationen eine große Demonstration in Bregenz zu organisieren und konnten der rechtsextremen PEGIDA einen Schlag versetzen, von dem sie sich bis heute im Westen Österreichs nicht erholt hat.
Diese Einzelkämpfe haben wir gewonnen. Langfristig können wir den Kampf gegen die immer gewalttätiger werdenden Rechten nur gewinnen, wenn wir gleichzeitig die Quelle zum Versiegen bringen, die sie hervorbringt: den Kapitalismus. Schließ dich unserem Kampf gegen Rassismus und Kapitalismus an und hilf mit beim Aufbau des Funke!