Der Sozialbereich ist nicht gerade bekannt für seine guten Arbeitsbedingungen oder eine faire Entlohnung seiner MitarbeiterInnen. Pro mente Reha hatte jedoch bisher den Ruf, vergleichsweise gute Rahmenbedingungen und Gehälter zu bieten. Dies ändert sich demnächst drastisch. Natalie Ziermann berichtet.

Pro mente Reha ist die gemeinnützige Gesellschaft zum Betrieb von medizinisch-psychiatrischen Rehabilitationseinrichtungen in Österreich. Das Unternehmen hat das Ziel, Menschen mit psychischen Erkrankungen möglichst gut in das berufliche und soziale Umfeld zu reintegrieren. Im Leitbild von pro mente Reha heißt es: „Als modernem Gesundheitsunternehmen liegt uns nicht nur der Genesungsprozess der PatientInnen, sondern auch die Gesundheit unserer MitarbeiterInnen am Herzen. Ebenso ist die betriebliche Verantwortung für den Erhalt und für die Förderung der Gesundheit der MitarbeiterInnen ein wichtiger Bestandteil der Unternehmensphilosophie.“ Dieses Bekenntnis wirkt beinahe zynisch, wenn man die Verschlechterungen betrachtet, die pro mente Reha künftig umsetzen möchte. Die EigentümerInnen von promente Reha (pro mente oö, pro mente wien, pro mente burgenland, pro mente tirol, pro mente salzburg und die Gesellschaft zur Förderung seelischer Gesundheit Steiermark) haben am 5. Juli 2017 beschlossen, alle ab 1. November 2017 neu eintretenden MitarbeiterInnen nicht mehr nach dem SWÖ-Kollektivvertrag, sondern nach dem Kur- und Reha-Kollektivvertrag einzustufen. Mit diesem Umstieg kommt es zu massiven Gehaltskürzungen in allen Berufsgruppen sowie Verschlechterungen der Rahmenbedingungen im Allgemeinen.

Besonders drastisch zeigt sich das an den folgenden Beispielen. Bisher lag das Einstiegsgehalt für eine/r PsychotherapeutIn bei 2.785,20 Euro, künftig soll es 2.124,31 Euro betragen. Bei MitarbeiterInnen der Verwaltung sinkt das Einstiegsgehalt von 2.054,40 Euro auf 1.438,88 Euro. Zudem galt bisher die 38-Stunden-Woche, diese soll künftig durch eine 40-Stunden-Woche ersetzt werden. Das führt zu einer weiteren, diesmal versteckten, Gehaltskürzung. Zur Veranschaulichung kann man wieder die beiden Beispiele heranziehen. Eine/r PsychotherapeutIn mit 11 Vordienstjahren hätte mit dem SWÖ-Kollektivvertrag (hochgerechnet auf 40 Stunden) 3.510,05 Euro verdient, mit dem neuen Kollektivvertrag kommt er/sie auf 2.354,37 Euro. Das ist ein monatliches Minus von 1.340,41 Euro oder 36,28 Prozent. Eine Verwaltungskraft hätte nach dem gleichen Prinzip 2.484,73 Euro verdient und kommt jetzt auf 1.672,54 Euro. Das ist ein monatliches Minus von 812,19 Euro bzw. 32,69 Prozent (alle Zahlen beziehen sich auf das Bruttogehalt). Zudem kommt es zu einem Wegfall der Schmutz-, Erschwernis- und Gefahrenzulage und Küche und Service sollen vom SWÖ-Kollektivvertrag in den Kollektivvertrag für Hotel- und Gastgewerbe wechseln (was ebenso massive Gehaltskürzungen und Verschlechterungen der Arbeitsbedingungen bedeutet).


Aufgrund dieses geplanten Lohndumpings ersucht der Zentralbetriebsrat von pro mente Reha alle Beschäftigten im Gesundheits- und Sozialbereich um Solidarität und Unterstützung. Die Solidaritätserklärung kann man hier unterschreiben.
Dabei muss uns bewusst sein, dass pro mente Reha nicht das einzige Unternehmen ist, das versuchen wird, Gehaltskürzungen und Verschlechterungen der Arbeitsbedingungen im Sozialbereich durchzusetzen. Um dem entgegenzuwirken, müssen wir gemeinsam und solidarisch dagegen ankämpfen. Das Sammeln von Solidaritätserklärungen ist ein erster Schritt, um Druck aufzubauen. Sollte dies nicht genügen, müssen weitere Maßnahmen wie Betriebsversammlungen, Demonstrationen bis hin zu Streiks durchgeführt werden. Lassen wir uns die Ausbeutung im Sozialbereich nicht länger gefallen!


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