Wir erhielten für unsere Zeitung Nr. 193 folgende Zusendung zu der Situation im Pflege-Studium in Wien.

Guten Tag.

Als Student*in des FH Campus Wien im Bachelorstudiengang der Gesundheits- und Krankenpflege, möchte ich ein mir wichtiges Anliegen bekanntgeben.

Die Wertschätzung der Pflege ist bekanntlich nicht sehr hoch. Diese Berufsgruppe stützt kranke Menschen sowie unsere alternde Gesellschaft in schwierigen Situationen, erhält Lebensqualität und geht dabei an psychische wie physische Grenzen, noch mehr in Zeiten der Pandemie. Um den Aufgabenbereich weiterhin decken zu können ist eine Impfung unerlässlich.

Ich spreche mich für die Mehrheit der Student*innen mit direktem Patient*innenkontakt aus, eine rasche Impfung mit einem wirksamen Impfstoff zu fordern.

Es ist bekannt geworden, dass unser Lehrpersonal bereits geimpft wurde. Unsere Vortragenden sind seit März 2020 im Homeoffice und haben weder Patient*innenkontakt noch arbeiten sie im Krankenhaus oder ähnlichen Einrichtungen.

Unser Theorieunterricht findet online statt damit wir uns nicht anstecken. Sobald aber das Praktikum beginnt, werden wir ans Krankenbett geschickt und somit dem Virus direkt ausgesetzt. Ist hier die Ansteckungsgefahr geringer?

Wir fühlen uns alleine gelassen, nicht wertgeschätzt und außerdem NICHT geschützt. Wir bekommen kein Gehalt/Taschengeld für unsere Berufspraktika, nicht einmal eine Gefahrenzulage, leisten ebenso die 12,5h-Dienste, einige Nachtdienste und arbeiten unbezahlt neben Prüfungen 40-48 Stunden pro Woche. Viele außenstehende wissen dies nicht. Im Rahmen unserer Ausbildung übernehmen wir bereits viele pflegerische Tätigkeiten und führen diese selbstständig durch. Der Personalmangel ist deutlich spürbar, wir werden gebraucht und wie vollwertige Pflegepersonen eingesetzt. Das machen wir natürlich gerne, aber nicht, wenn wir uns ungeschützt Gefahren aussetzen müssen. Anfangs war es nicht selbstverständlich, dass wir getestet werden und für unsere Arbeit FFP-Masken erhalten. Und jetzt werden wir auf der Impfliste nicht unserem Aufgabenbereich entsprechend berücksichtigt.

Wir fordern, dass wir so schnell wie möglich geimpft werden mit einem gleichwertigen und sicheren Impfstoff, genauso wie andere im Gesundheitsbereich tätige Menschen. Es ist eine Frage der gerechten und sinnvollen Verteilung im Gesundheitswesen: besteht im Praktikum bei körpernaher Arbeit ein größeres Ansteckungs- und Verbreitungsrisiko als im Homeoffice vor dem Laptop?

Ein*e Student*in (anonym),
die ihren zukünftigen Beruf liebt und hofft, dass dies so bleibt. Dafür muss sich aber einiges ändern, beginnend in der Ausbildung.

(Funke Nr. 192/17.3.2021)


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