Vor kurzem wurde eine Studie im Auftrag des Österreichischen Gesundheits- und Krankenpflegeverband zur Arbeitssituation in der Pflege veröffentlicht. Wenig überraschend denkt jede zweite Pflegeperson in Österreich über den Berufsausstieg nach.

90% der Befragten sagen, die Politik setzt keine ausreichenden Maßnahmen, um die Pflege in der Pandemie zu unterstützen. 41% der PflegerInnen im Krankenhaus fühlen sich psychisch stark oder sehr stark durch die Pandemie belastet.

Die Arbeit legt noch mehr eindeutige Zahlen vor, die nachweisen, was im Gesundheitsbereich unter den KollegInnen schon lange diskutiert wird. Die ArbeiterInnen in den Spitälern haben die unerträglichen Arbeitsbedingungen satt. Die Ignoranz der türkis-grünen Regierung gegenüber dem hohen Arbeitsdruck und dem psychischen Leid der Beschäftigten in der Pandemie wird immer offensichtlicher. „Gastronom müsste man sein“ lautet das geflügelte Wort, da ja die Unternehmer im Handel und in der Gastronomie von Hilfszahlungen und anderer finanzieller Unterstützung von Seiten der Regierung überschüttet wurden. Viele von uns warten währenddessen auf ihren ersten „Corona Bonus“.

Bessere Arbeitsbedingungen sind keine Raketenwissenschaft. Die KollegInnen in der Pflege wissen am besten was sie brauchen, um gute Arbeit zu leisten. 92% der Befragten fordern mehr Lohn, 76% fordern mehr Personal.

Die aktuelle Kampagne der Liste Solidarität im Wiener Gesundheitsverbund setzt genau dort an. Ein Berufsausstieg wird die Situation nicht verbessern. Es braucht 20% mehr Personal und 20% weniger Arbeitszeit bei vollem Lohausgleich, eine bezahlte Ausbildung ähnlich wie bei der Polizei und ausreichende Mittel für das öffentliche Gesundheitssystem. Was es nun braucht ist ein entschiedener Kampf für diese Verbesserungen wie wir ihn international in Streik- und Protestbewegungen sehen. Die Voraussetzungen dafür sind gegeben: 89% der PflegerInnen sagen, dass sie sich auf die Unterstützung ihrer KollegInnen verlassen können. Die Solidarität unter der Belegschaft ist groß – sie wird unsere stärkste Waffe in den kommenden Auseinandersetzungen für ein besseres Gesundheitssystem für uns alle sein.

Quelle: Gferer, Alexandra & Gferer, Natali (2021). Gesundheits-und Krankenpfleger*innen während der Covid-19 Pandemie in Österreich. Österreichische Pflegezeitschrift, 04/2021.

(Funke Nr. 195/1.7.2021)


Aus der gleichen Funke-Ausgabe:

 


Unsere Arbeit kostet Geld. Dabei sind wir exklusiv auf die Unterstützung unserer LeserInnen und UnterstützerInnen angewiesen. Wenn dir dieser Artikel gefallen hat, zögere nicht und lass uns deine Solidarität spüren. Ob groß oder klein, jeder Betrag hilft und wird wertgeschätzt.

Der Funke  |  IBAN: AT48 1513 3009 5102 5576  |  BIC: OBKLAT2L

Artikel aus der Kategorie