Am Montag fanden in ca. 70 Betrieben in Österreich erste Warnstreiks statt, bis Mittwoch werden es bundesweit über 200 Betriebe sein, die stundenweise die Arbeit niedergelegt haben werden, um die Forderungen der Gewerkschaften zu bestärken. Tausende Beschäftigte streikten schon heute.

Den Auftakt in Wien machten heute die Kollegen und Kolleginnen der Aufzugsfirmen Thyssenkrupp, Schindler, Otis, Kone und Haushahn, die pünktlich um 7:30 im Hauptsaal der ÖGB-Zentrale am Handelskai die unterbrochene Betriebsversammlung wieder aufnahmen. Die Mehrheit der Kollegen traf sich schon eine Stunde früher am Laaerberg und fuhr im Konvoi über die Tangente zur Streikversammlung. Um 9:00 wurde die gemeinsame Betriebsversammlung unterbrochen und die Arbeiter meldeten den Arbeitgebern, dass sie nunmehr für zwei Stunden die Arbeit niederlegen.

Die Beschäftigten einer jeden Firma wählten Streikleitungen, die für Ausstand in ihrem Betrieb verantwortlich zeichnen. Es wurde besprochen wie man im Falle von Übergriffen der Arbeitgeber auftreten soll (ruhig aber bestimmt!) und klargestellt, dass Leiharbeiter nicht als Streikbrecher eingesetzt werden dürfen, und dass Lehrlinge selbstverständlich mitstreiken dürfen. Stecken Personen in Liften fest, oder fällt ein Lift in Spitälern oder Pflegeeinrichtungen aus, werden Notfalldienste geleistet werden – aber nur über die Streikleitungen, die entscheiden werden, ob ein Notfall vorliegt. Nachdem ein Spitzenverhandler der Gewerkschaft Pro-Ge klar gemacht hat, dass es diesmal keinen spätnächtlichen übereilten Abschluss geben wird, beschloss die Streikversammlung am kommenden Montag in einen eintägigen Vollstreik zu treten, falls die Unternehmer sich bis dahin nicht den Streikzielen beugen.

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„Der Funke“ wandte sich mit einer schriftlichen Solidaritätsbekundung an die Streikenden (siehe angehängtes .pdf) und verkaufte vor Ort nochmals fünf Ausgaben unserer Zeitung.

Beim Oberflächenbeschichter Collini Wien/Floridsdorf fand eine Streikversammlung vor dem Betriebstor statt, bei der auch Medienvertreter anwesend waren. Nachdem Johannes Collini bisher der Chefverhandler auf Arbeitgeberseite war, hatte dieser Streik auch symbolische Bedeutung. Insgesamt gab es ca. 70-80 Teilnehmende, die meisten von ihnen Beschäftigte der Firma Collini, aber auch einige Betriebsräte aus anderen Bereichen und Gewerkschaftshauptamtliche. Der Funke zeigte auch seine Solidarität, indem wir mit einigen Genossen anwesend waren. Die Stimmung war gut, kurzzeitig wurde sie sogar sehr enthusiastisch, als mehrere LKW-Fahrer aus Osteuropa und vom Balkan in Solidarität hupten, während sie auf der anliegenden Straße vorbeifuhren.

Die Reden waren wegen der aufkommenden Kälte kurz gehalten und konzentrierten sich darauf aufzuzeigen, wie unverschämt die Unternehmer sich geben. Nachdem heute der hundertste Jahrestag der Republik war, wurde auch darauf auch Bezug genommen – dass in der Republik, anders als in der Monarchie, die Arbeiterinnen und Arbeiter keine Bittsteller seien, sondern ihre VertreterInnen auf Augenhöhe verhandeln wollen. Ob das die Unternehmer genau so sehen, ist zu bezweifeln. Nach ca. einer halben Stunde begab sich die Belegschaft dann für eine weitere Versammlung auf das Betriebsgelände zurück. AktivistInnen des Funke verkauften hier auch die ersten sechs druckfrischen Ausgaben unserer Zeitung, wo wir für den Generalstreik argumentieren. (Bestell dein Abo hier)

Der Erste Warn-Streiktag zeigt bereits Wirkung: Während Knill noch letzte Woche übermütig verkündete „lasst sie doch streiken“, warnte er heute vor den „Kosten der Streiks“ und forderte die Gewerkschaften auf, an den an Verhandlungstisch zurückzukehren. Allerdings verweist er erneut darauf, dass die Metalltechnische Industrie ein ordentliches Angebot vorgelegt habe (2,7 %) und behauptet, dass die Gewerkschaften „ keine seriöse Begründung für ihre Ablehnung liefern“ würden.
Kein Problem, die Metaller werden in den kommenden Tagen viele Argumente liefern was unsere Arbeit und Freizeit wirklich wert ist.

Solidaritätsbotschaft:


 

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