Am 4. Oktober fand ein erstes Vernetzungstreffen von BetriebsrätInnen, AktivistInnen von gewerkschaftlichen Betriebsgruppen und Beschäftigten aus dem Sozial- und Gesundheitsbereich statt. Im Mittelpunkt des Treffens stand neben einer (sehr kritischen) Bilanz der bisherigen Sozialpolitik der Großen Koalition eine Diskussion zu den bevorstehenden Kollektivvertragsverhandlungen. Dabei wurde folgende Resolution verabschiedet.

Resolution zu den BAGS-Kollektivvertragsverhandlungen an GPA-DJP

Liebe KollegInnen,

wie nicht anders zu erwarten, sind die Diskussionen über die gewerkschaftlichen Lohnforderungen im heurigen Jahr besonders heiß. Das gilt insbes. auch für den Sozial- und Gesundheitsbereich, welcher als eine der typischen Frauenbranchen bei den Löhnen deutlich unter anderen Branchen liegt.
In Anbetracht
* der Tatsache, dass wir bis dato weder über die Forderungen zu den BAGS-Kollektivvertragsverhandlungen informiert wurden, noch eine Möglichkeit hatten uns aktiv in die Diskussion derselben einzubringen
* der heißen Diskussionen in unseren Belegschaften
* der Nettorealeinkommensverluste seit 1992
* der deutlich steigenden Preise bei einer Reihe von Produkten des alltäglichen Lebens in letzter Zeit, welche besonders untere Lohngruppen wie im Sozial- und Gesundheitsbereich überdurchschnittlich treffen
* einer folglich für heuer voraussichtlich deutlich höheren Inflation
* der weiterhin rasant wachsenden Produktivitätszuwächse, ManagerInnengehälter und Unternehmensgewinne
* sowie der im internationalen Umfeld stark anziehenden gewerkschaftlichen Lohnforderungen (s. zuletzt die Forderung nach einer Lohnerhöhung von 31% durch die deutsche GDL)
müssen wir auf diesem Wege festhalten, dass eine solidarische Lohnpolitik für uns in Zeiten wie diesen insbes. zwei Dinge erfordert: 1. überdurchschnittliche Abschlüsse in den Niedriglohnbranchen, die noch dazu in den letzten Jahren in Anbetracht hier nicht vorkommender Einmalzahlungen usw. deutlich schlechter abgeschnitten haben, als dies prozentuell scheinen mag, und 2. Lohnforderungen, welche die unteren Einkommensgruppen bevorzugen, z.B. in Form eines Sockelbetrages. Dass wir Einmalzahlungen, Gewinnbeteiligungen und ähnliches glasklar ablehnen, muss hier nicht besonders hervorgehoben werden.
Die übliche gewerkschaftliche Formel "Inflationsabgeltung plus ein gerechter Anteil am Produktivitätswachstum" muss unter den oben beschriebenen Prämissen um die "Korrektur der jahrelangen Reallohnverluste" erweitert werden. Des weiteren muss es - wie bereits beschrieben - für jene Branchen mit unterdurchschnittlichen Gehaltsstrukturen höhere Lohnabschlüsse geben, so dass ein Aufholprozess in Gang gesetzt wird. Auch wenn jede solche Formulierung immer nur eine Annäherung sein kann, so könnte diese in Form einer Formel für die heurigen Kollektivvertragsverhandlungen bedeuten: Produktivitätssteigerung (laut WIFO für 2007: 6,7%) plus Inflation plus Korrektur der Schieflage der Einkommensverteilung, was einer durchaus üblichen gewerkschaftlichen Argumentation entspricht.

Daraus ergeben sich für uns folgende Forderungen für die heurigen BAGS-Kollektivvertragsverhandlungen:
* SEG-Zulage und Supervision als Recht für alle KollegInnen mit KlientInnenkontakt!
* Mindestlohn von zwei Drittel des Medianeinkommens!
* Erhöhung aller Gehaltsbestandteile im BAGS-KV von 12% mit einem Sockelbetrag für den Grundlohn von € 200,--!
* Mobilisierung der Mitglieder, um im Zuge öffentlicher Aktionen Druck auf die GeldgeberInnen zur Umsetzung dieser Forderungen auszuüben!
* Keine Unterzeichnung des Kollektivvertragsabschlusses ohne positive Abstimmung über das Verhandlungsergebnis in allen regionalen Wirtschaftsbereichsmitgliederkonferenzen!

Wir ersuchen um Rückmeldung zu den genannten Argumenten und Forderungen bis Ende Oktober heurigen Jahres.

mit gewerkschaftlichen Grüßen

Vernetzung von BetriebsrätInnen und Betriebsgruppen aus dem Wiener Sozial- und Gesundheitsbereich (FSW, KuS, PSD, SDW, Verein Dialog, Verein Wiener Kinder- und Jugendbetreuung

Quelle: Wir sind ÖGB


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