Am 29.4. wurde in der 2. Verhandlungsrunde ein KV-Abschluss, der +2% Lohn als Ergebnis enthält, unterschrieben. Ein Arbeiter aus der Chemieindustrie argumentiert, warum eigentlich mehr drinnen wäre und wie die Bedingungen sind. (Der Artikel erschien im Funke Nr. 193/22.4.2021)

Im Juni 2020 wurde der Kollektivvertrag der chemischen und pharmazeutischen Industrie mit 1,6 % Lohnerhöhung abgeschlossen. Aktuell wird wieder verhandelt.

47.000 Beschäftigte umfasst die chemische Industrie, dies ist ein Rekord an Beschäftigten. Etwa 4000 davon arbeiten in meinem Betrieb. Ab Lockdown 1 mussten viele Angestellte ihren Arbeitsplatz nach Hause verlegen. Die Produktion braucht aber auch während der Lockdowns jedeN MitarbeiterIn. Kurzarbeit gibt es kaum, das Geschäft brummt.

Während zu Hause die Grenzen zwischen Arbeit und Privatem verschwimmen, besteht im Betrieb immer die Gefahr der Clusterbildung. Trotz ergriffener Sicherheitsmaßnahmen ist die Firma auf diesem Gebiet kein Vorreiter. Man schützt mit dem Notwendigsten, aber möchte keinen Cent zuviel verschwenden. Schichtmodelle mit Nachtschichten verkürzen die Lebensdauer und -qualität der ArbeiterInnen und Angestellten umso mehr, je länger man sie ausübt. In Wahrheit zahlt jedeR MitarbeiterIn mit Lebenszeit für das „gute Gehalt“, welches im Vergleich zu den Dividenden und Boni, die wir durch unsere Arbeit erwirtschaften, nur Peanuts sind.

Gewerkschaft und Betriebsräte nennen kein Ziel für die angestrebte Lohnerhöhung, aber einige Punkte im Rahmenrecht (bezahlte Bildungsfreistellung, leichterer Zugang für 6. Urlaubswoche, Homeoffice-Regeln und weniger Leiharbeit). In einem Video wird argumentiert, dass die Mitgliedschaft in der Gewerkschaft die Verhandlungskraft der Gewerkschaften stärke. Tatsächlich ist der Organisationsgrad in meinem Betrieb mit 10% viel zu niedrig. Dies spreche ich regelmäßig mit dem Betriebsrat an, und letztes Jahr beantragte ich bei der Betriebsversammlung auch eine Urabstimmung über das Verhandlungsergebnis. Meine Initiativen zur Stärkung der Gewerkschaftsbewegung werden bisher aber abwiegelnd oder ignorierend behandelt, aber ich bleibe dran!

(Funke Nr. 193/22.4.2021)


 Frühere Artikel zum Thema:


Unsere Arbeit kostet Geld. Dabei sind wir exklusiv auf die Unterstützung unserer LeserInnen und UnterstützerInnen angewiesen. Wenn dir dieser Artikel gefallen hat, zögere nicht und lass uns deine Solidarität spüren. Ob groß oder klein, jeder Betrag hilft und wird wertgeschätzt.

Der Funke  |  IBAN: AT48 1513 3009 5102 5576  |  BIC: OBKLAT2L

Artikel aus der Kategorie