Am 19.09. haben die Verhandler der Gewerkschaften den Metallkapitalisten ihre Forderung von 10,6% übergeben. Was von beiden Seiten als Kampfansage dargestellt wird, ist in Wirklichkeit das Minimum dessen, was nötig ist, um den Unmut in den Betrieben nicht explodieren zu lassen. Unter den Kollegen macht sich immer mehr die Stimmung breit: Die Forderung ist 10,6%, der Abschluss wird weit unter der Forderung liegen. Das gilt schon fast als Naturgesetz. Doch es ist tatsächlich nur dann ein Gesetz, wenn wir passiv bleiben.

Denn die Gewerkschaftsführung wird genau das anstreben: Statt die letzten Monate zu nutzen, um branchenübergreifend für eine Lohnoffensive mobil zu machen und Streikvorbereitungen zu treffen, wurden die Belegschaften bis zuletzt im Dunkeln darüber gelassen, was im Herbst gefordert wird oder gar wie dies zu erkämpfen sei. Die Verhandler werden Betriebsversammlungen einberufen lassen und auch Streikbeschlüsse fassen. Sie werden aber in der Mobilisierung nur so weit gehen, dass die Bosse an die Notwendigkeit der Sozialpartnerschaft erinnert werden und um uns verkaufen zu können, dass „sie sich eh für uns einsetzen“.

Dem entgegen müssen wir unsere Interessen endlich selbst in die Hand nehmen, um nicht nur die Verhandler zu einer kompromisslosen Haltung zu zwingen, sondern um über die 10,6% hinaus entschiedene Verbesserungen zu erreichen.

Der erste Schritt ist, dass wir selber diskutieren, was wir brauchen und wofür wir kämpfen wollen und können. Forderungen wie ein branchenübergreifender Kampf um höhere Löhne, einen Generalkollektivvertrag und eine laufende Inflationsanpassung erscheinen nur den Spitzen der Gewerkschaften als weit hergeholt. Es ist kein Naturgesetz, dass wir mit Forderungen warten müssen, bis die Gewerkschaftsführung sie präsentiert!

Darüber hinaus müssen wir nicht nur die Forderungen, sondern auch den Kampf in die eigenen Hände nehmen. Bei den kommenden Betriebsversammlungen gilt es die Kollegen Betriebsräte auf eine kompromisslose Haltung einzuschwören.

Ohne Streiks wird es keinen Abschluss geben, den wir uns leisten können. Funktionieren können Streiks aber nur, wenn wir uns ab sofort darauf vorbereiten.

Wo es keine Streikerfahrung gibt, was in viel zu vielen Betrieben, auch im Metallbereich, der Fall ist, müssen die Kollegen über die Erfahrungen anderer Betriebe und Streikbewegungen unterrichtet werden. Wie viele Kollegen wissen nicht, wie man überhaupt einen Streik führt? Wir müssen in den Betrieben Streikkomitees wählen, die aus kampfbereiten Kollegen bestehen und die die bei den Betriebsversammlungen beschlossenen Maßnahmen vorbereiten und die nur uns verpflichtet sind – nicht dem Kompromiss mit den Bossen. Wenn wir mal falsch gelegen sind, dürfen wir nicht passiv sein, sondern müssen die Kollegen, die nicht unsere Interessen vertreten, auch wieder abwählen. Es braucht Streikposten, die an den Eingängen zum Betrieb postiert werden und die Kollegen überzeugen, sich dem Streik anzuschließen.

Die Demokratie, die unsere Bewegung so dringend braucht, darf nicht in den einzelnen Betrieben halt machen. In den kommenden Betriebsversammlungen müssen wir daher auch die Organisierung einer bundesweiten Streikkonferenz fordern, die für alle Betriebsräte und Arbeiter offen ist und die mit dem klaren Ziel einberufen werden soll, den Kampf kompromisslos zu führen und über den Metallsektor auszuweiten.

Beginnen wir JETZT mit der Vorbereitung. Gehen wir gemeinsam zu den BR und stellen sicher, dass sie nur unseren Interessen dienen. Wo sie nicht bereit sind, öffentlich klarzustellen, dass wir streiken wollen und werden, müssen wir das selbst in die Hand nehmen. Wir müssen so laut werden, dass wir von allen Kollegen in allen Branchen gehört werden können.

Denn wir sind nicht allein! Entgegen dem Mantra der ÖGB-Führung sind die meisten Arbeiter absolut bereit für ihre eigenen Interessen zu kämpfen! WIR WOLLEN KÄMPFEN! KEINE KOMPROMISSE! Schließt euch uns an!

(Funke Nr. 207/27.9.2022)


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