In ganz Europa gibt es derzeit Arbeitskämpfe für höhere Löhne und zur Verteidigung des Lebensstandards. Ein in den österreichischen Medien (auch den Gewerkschaftsmedien) kaum beachtetes Beispiel ist der Lohnkampf des Krankenhauspersonals in Finnland, der mit einem großen Erfolg der Beschäftigten endete.
Wie überall auf der Welt sind auch in Finnland in den Pflegeberufen vorwiegend Frauen tätig; und auch in diesem skandinavischen Land gehören die Sozial- und Gesundheitsberufe wie alle Frauenbranchen zu den schlechter bezahlten. Mittlerweile hatte die Lohnentwicklung der letzten beiden Jahrzehnte dazu geführt, dass Krankenschwestern und -pfleger in Finnland weniger verdienen als ihre KollegInnen in anderen westlichen EU-Staaten.
Dies war auch ein bedeutendes Thema bei den Parlamentswahlen im Frühjahr 2007. Das Versprechen der Konservativen Partei, die Gehälter des Pflegepersonals um 500 Euro brutto zu erhöhen, trug wesentlich zu ihrem Wahlsieg bei. Bei den Budgetverhandlungen bedauerte aber der Finanzminister nicht weiter verwunderlich, dass es leider doch kein Geld dafür gebe.
Diese gebrochene Versprechen führte beim Pflegepersonal zu enormem Unmut und die zuständige Gewerkschaft überlegte einen Streik. Die letzten beiden Streiks mit gleichem Ziel hatten aber nur zu mageren Ergebnissen geführt, obwohl die Kampfbereitschaft hoch war, was an einem Gesetz liegt, welches die Krankenpflege als kritische Berufssparte definiert – selbst bei einem Streik muss die Krankenpflege folglich gewährleistet bleiben. Da bestimmte Leistungen somit immer erbracht werden müssen, ist der Streik als Druckmittel in seinen Auswirkungen begrenzt.
Immer wieder hatte die finnische Politik auch argumentiert, dass die Betroffenen sich ihren Beruf ja selbst ausgesucht hätten. Sie kamen also zu dem Schluss, dass es folglich auch ihre freie Entscheidung sei, diesen wieder zu verlassen, sollten die Arbeitsbedingungen nicht stimmen. Mehr als 13.000 Krankenschwestern teilten also mit, dass sie mit Mitte November ihren Arbeitsplatz kündigen, falls ihnen keine Lohnerhöhung gewährt wird. Das hätte zum Zusammenbruch des Gesundheitssystems geführt. Und ganz plötzlich wurde ihnen die Lohnerhöhung gewährt!
Axel Magnus, Betriebsratsvorsitzender SDW und Mitinitiator der Kampagne „Wir sind ÖGB“