Trotz der weltweiten Krise des Kapitalismus werden die Reichsten der Gesellschaft immer reicher. Martin Zuba stellt drei Thesen auf, warum dies auch so sein muss.

Die Reichen werden also immer reicher. Dieser jahrzehntelang anhaltende Trend hat in den letzten Jahren noch an Tempo dazugewonnen.

Eine im Jänner veröffentlichte Studie von Oxfam, einem Zusammenschluss von Hilfsorganisationen, die sich zum Ziel gesetzt haben, Armut und Ungerechtigkeit auf der Welt zu bekämpfen, hat das mit eindrucksvollen Zahlen belegt: So haben die reichsten 62 Menschen der Welt (0.000086%) zusammen in etwa so viel Vermögen wie die ärmste Hälfte der Weltbevölkerung (3 570 000 000 Menschen).

Jegliche Idee, diese Menschen hätten sich ihren Reichtum durch besondere Leistungen „verdient“, ist absurd. Obwohl untern den Reichsten auch ‚selfmade-men‘ sind, die ihr Firmenimperium in der Garage gegründet und großgezogen haben, fällt es schwer, ein Argument dafür zu finden, wieso deren Leistung mehrere Millionen mal so viel wert sein soll wie die hart arbeitender Männer und Frauen, die tagtäglich für das Funktionieren der Gesellschaft essentielle Tätigkeiten verrichten und mit Hungerlöhnen abgespeist werden. Diese Verteilung der Einkommen ist also kein Resultat eines gesellschaftlichen Konsens darüber, wie Reichtum am besten verteilt werden soll, sondern das Resultat unserer gegenwärtigen Wirtschaftsordnung. Drei Thesen lassen sich daraus ableiten:

1. Die Reichen profitieren von Rettungspaketen, Steuerdeals, Steuerausnahmen etc.

Diese Erkenntnis ist nicht überraschend, wenn man die Politik der europäischen Staaten zur Krisenbewältigung mitverfolgt. Doch den großen Konzernen wird auch dann Geld geschenkt, wenn diese es gar nicht nötig hätten. Vor wenigen Wochen löste beispielsweise ein Deal mit der britischen Regierung mit Google Entrüstung aus. Nachdem die britische Tochter des Konzerns jahrelang gar keine Steuer gezahlt hatte, einigte er sich mit der Regierung auf eine Entschädigungszahlung in Höhe von 130 Millionen Pfund – das entspricht einem Steuersatz von in etwa 3%. Larry Page und Sergey Brin, Nummer 19 und 20 der Liste der Reichsten, haben also deshalb so viel Geld, weil ihr Unternehmen weniger Steuern zahlt als andere. Die Taktik der „steueroptimalen Verteilung des Unternehmensgewinns“ wird auch von Amazon angewendet, dessen Eigentümer Jeff Bezos, Nummer 15 auf der Liste der Reichsten ist.

2. Trickle down ist widerlegt.

Dass den Reichen in Europa Geld geschenkt wird ist dabei alles andere als ungeplanter Zufall. Gemäß der liberalen ökonomischen Theorie profitiert nämlich die ganze Gesellschaft durch Geldgeschenke an Reiche. Die Unternehmen könnten ihr Geld ja investieren, was neue Arbeitsplätze schafft. Ihre Eigentümer kaufen neue Villen, deren Bau die Wirtschaft antreibt. Abgesehen von offensichtlichen Mängeln dieser Strategie (wieso gibt man das Geld beispielsweise nicht gleich denjenigen, die es am dringendsten benötigen, bzw. gibt es für sinnvolle öffentliche Projekte aus) können wir nun sagen: Trickle-down funktioniert in der realen Welt so nicht. Egal wie viel man den Reichen schenkt, die Armen werden dadurch nicht reicher.

3. Reichtum ist die Ursache von Armut bzw. die Armut der vielen ist Voraussetzung für den Reichtum der wenigen.

Zwar stimmt es, dass in einer Gesellschaft, in der die Reichen reicher sind, auch mehr produziert wird, und die Produktion von Waren und Dienstleistungen die Quelle des materiellen Wohlstands ist. Entscheidend für Armut und Reichtum ist aber nicht nur die Summe der Produkte sondern deren Verteilung. Und die Reichsten 62% der Menschen sind nicht deshalb so vermögend sind, weil sie selbst so viel produzieren. Sie sind so reich, weil die Angestellten ihrer Unternehmen für sie Waren und Dienstleistungen produzieren, und sie diesen Angestellten weniger Lohn zahlen, als der Wert ihrer Arbeitsleistung ist. Je mehr Menschen sie beschäftigen, und je weniger sie diesen Menschen zahlen, umso größer wird der Reichtum der Kapitalisten. Nur durch die Verarmung der Lohnabhängigen, die sich einen immer geringeren Anteil der hergestellten Produkte kaufen können, kann es den Reichen gelingen, über einen immer größeren Anteil des Reichtums der Welt zu verfügen. Das geht so weit, dass 62 Menschen über genauso viel Reichtum verfügen wie die Hälfte der Weltbevölkerung.


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