Als Helden gefeiert, aber trotzdem weiterhin schlecht behandelt, so fühlt sich die Situation für viele MitarbeiterInnen im Sozialbereich momentan an. Von Kurzarbeit und Arbeitsverdichtung, weniger Geld und mehr Belastung berichtet Sarah Ott.

Auch in der Corona Krise waren und sind die MitarbeiterInnen im Sozialbereich weiter für ihre KlientInnen tätig. Allerdings unter zum Teil schwierigen Bedingungen. In vielen Bereichen wie beispielsweise der Pflege tragen die MitarbeiterInnen ein besonderes Risiko und sind gleichzeitig in Zeiten von Kontakteinschränkungen und Besuchsverboten die einzig verbleibenden sozialen Kontakte für ältere oder pflegebedürftige Menschen. Aber auch in der Betreuung von Menschen mit besonderen Bedürfnissen oder psychischen Erkrankungen ergaben sich neue Herausforderungen. Persönliche Treffen mussten eingeschränkt oder aufs Telefon verlegt werden, was gerade in Krisensituationen oft schwierig ist, da diese im persönlichen Kontakt deutlich leichter gelöst werden können. Tagesstrukturen mussten geschlossen oder auf Notbetrieb umgestellt werden, was wiederum für die Wohneinrichtungen mehr Arbeit bedeutete. Vor allem auch deshalb, weil den KlientInnen damit der regelmäßige Tagesablauf fehlte, und es vermehrt zu Krisen kam.

Corona Prämie – doch nicht für alle gleich

Dem allen wurde im Zuge des überhasteten KV-Abschlusses Anfang April ein 500€ Corona Bonus in Aussicht gestellt, der zumindest etwas Anerkennung für die geleistete Arbeit darstellen sollte. Nun stellte sich allerdings heraus, dass auch für diesen Einschränkungen gelten. Nur der persönliche physische Kontakt zu KlientInnen zählt, wer vor allem telefoniert oder über Video Kontakt gehalten hat, schaut trotz teilweise deutlicher Mehrbelastung durch die Finger. Und auch für die vielen Teilzeitangestellten, die es gerade im Sozialbereich gibt, kann es mitunter schwierig werden die notwendige Stundenanzahl zu erreichen. Sie bekommen dann nur noch einen Teil der 500€.

Kurzarbeit

Erschwerend hinzu kommt noch, dass sich auch im Sozialbereich derzeit MitarbeiterInnen in Kurzarbeit befinden. Diese wurde vor allem im Bereich der Behindertenhilfe Wien nötig, da der FWS die finanziellen Ersatzleistungen für die coronabedingten Abwesenheiten der KlientInnen in den Tagesstrukturen für die Organisationen der Behindertenhilfe nicht zugesagt hat und dazu aufforderte, alle Finanzierungsmöglichkeiten des Bundes auszuschöpfen. Dabei haben alle anderen Länder den Behindertenorganisationen eine Finanzersatzleistung zugesichert. In Wien befinden sich aber nun aufgrund dieser Haltung der Großteil der WerkstättenmitarbeiterInnen in Kurzarbeit. Dabei sind auch die MitarbeiterInnen der Werkstätten trotzdem voll im Einsatz gewesen, auch wenn die Tagesstrukturen selbst nur einen Notbetrieb hatten und weniger KlientInnen anwesend waren. Sie haben teilweise in Wohngemeinschaften mitgearbeitet, Eltern und KlientInnen, die in eigenen Wohnungen leben durch Telefonkontakte unterstützt, und auch Transporte zwischen den vielen auf ganz Wien verteilten Einrichtungen übernommen. Außerdem haben sie mit dem Beschäftigungsangebot weiterhin zur Entlastung der Wohngemeinschaften beigetragen. Mit der nun überall rückwirkend eingeführten Kurzarbeit bekommen sie nun für ihre wichtige Arbeit auch noch weniger bezahlt, als das ohnehin schon der Fall ist.

Arbeitsverdichtung

In vielen Bereichen ist durch die Corona Krise die Arbeitsbelastung nochmal deutlich höher geworden. Die MitarbeiterInnen waren mit vielen Ängsten und Sorgen konfrontiert und die vielen Einschränkungen erschwerten den Arbeitsalltag nochmal. Hinzu kommt, dass auch immer wieder MitarbeiterInnen ausgefallen sind, sei es, weil sie selbst erkrankt sind oder auch weil sie zur Risikogruppe gehören und daher freigestellt wurden. All das hat zu einer Arbeitsverdichtung beigetragen, die auch jetzt nicht wieder zurück geht. Viele Termine und Begleitungen müssen nachgeholt werden und gerade die psychische Belastung für die KlientInnen wird oft erst jetzt wirklich sichtbar. Klar ist aber, dass diese dauernde Mehrbelastung für MitarbeiterInnen nicht weiter gehen darf. Es darf nicht sein, dass auch diese Krise wieder nur auf dem Rücken der MitarbeiterInnen gelöst wird und diese weiterhin unter sich verschlechternden Bedingungen arbeiten müssen. Es braucht dringend mehr Personal und die nötigen finanziellen Mittel um gut und sicher arbeiten zu können. Dafür ist es nötig, dass wir uns weiter organisieren und gemeinsam für echte Verbesserungen kämpfen. Es braucht eine Gewerkschaftsopposition, die uns in diesem Kampf unterstützt und uns nicht für vermeintliche Versprechungen, wie dem Corona-Bonus im Stich lässt.

(Funke Nr. 184/3.6.2020)


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