Was seitens der KollegInnen der FSG für das KH Nord versprochen und unter dem Druck der Personalvertretung und Belegschaft umgesetzt wird, gibt es in anderen Wiener Häusern nicht durchgehend: doppelte Besetzung in der Nachtschicht im Krankenhaus. Florentin Nachtigall berichtet.

Auf vielen Bettenstationen gibt es nur einen Nachtdienst. Versuche des Personals in den unterschiedlichsten Häusern sich für einen fixen zweiten Nachtdienst stark zu machen, führen von Seiten des Managements immer wieder zu Vertröstungen auf einen späteren Zeitpunkt oder werden mit Verweis auf Statistiken ganz abgelehnt. Angesetzte „Evaluierungsprozesse“ ersetzen aber keine Pflegepersonen.

Anhand von zwei Erlebnissen möchte ich erläutern, warum ein Nachtdienst alleine zu gefährlichen Situationen für PatientInnen und Personal führen kann.

Situation 1: Patientin mit Vorhofflimmern, EKG wird von Pflegeperson geschrieben, Monitoring und Blutabnahme angeordnet, zeitgleich meldet am anderen Ende der Station eine Patientin ein undichtes Stomasystem. Die Pflegekraft übernimmt Stomaversorgung, Wäschewechsel und unterstützt bei der Körperpflege. Eine andere Patientin, welche an Demenz erkrankt ist und einen Gips hat hält die Pflegekraft zusätzlich in Schach, da sie räumlich und zeitlich desorientiert ist und immer wieder aufstehen möchte. Im Infektionszimmer läutet ein desorientierter Patient diese Nacht permanent die Glocke, äußert keine Wünsche ist aber verbal aggressiv. Die Pflegeperson kommentiert diese Horrornacht mit: „Es ist unmöglich, überall auf einmal zu sein!“

Situation 2: Patientin ist nachts im WC schwer gestürzt, hat sich eine Fraktur zugezogen und muss vom Boden aufgehoben werden. Neben der regulären Arbeit in der Früh sind sofortige Versorgungsmaßnahmen und administrative Dinge wie Telefonate, Logbuch und Sturzprotokoll zu erledigen. Das Gedankenprotokoll dieser Pflegeperson endet mit der verzweifelt wirkenden Bitte um einen zweiten Nachtdienst, da sie die Pflegequalität und Versorgung der PatientInnen alleine jederzeit in Gefahr sieht. Die Pflegekraft äußert auch starken psychischen und physischen Druck zu verspüren.

Zusammengefasst lässt sich sagen, dass immer mehr PatientInnen mit psychischen und/oder multimorbiden Krankheitsbildern, zwangsläufig zu Situationen führen, welche für einen Nachtdienst nicht mehr alleine bewältigbar sind. Stürze, bei denen sich die Pflegeperson erst telefonisch eine Unterstützung organisieren müssen, sind bittere Realität und können auch mehrmals in der Nacht passieren. Erweiterungen des Tätigkeitsbereichs verschärfen die Arbeitssituation alleine im Nachtdienst noch zusätzlich.

Im Sinne der PatientInnen und der physischen und psychischen Gesundheit unserer KollegInnen, muss es daher umgehend einen zweiten Nachtdienst überall in Österreich geben. Die Tagespräsenz darf dabei nicht reduziert werden.

Sollte das Management mit dem Gegenargument der Bettenauslastung das Dilemma wieder auf den Sankt Nimmerleinstag verschieben wollen, muss dagegengehalten werden.

Das Pflegepersonal ist weder auf Normalstationen noch in der Geriatrie dafür verantwortlich zu machen, ob und wie gut die Auslastung ist, oder ob gar Betten aufgrund von Personalmangel gesperrt wurden. Auch schaffen nackte Zahlen und Daten einer Statistik keine Fakten über den realen Arbeitsaufwand.

Die ewige Ausrede, dass für einen zweiten Nachtdienst das Geld fehlt, ist absurd, denn für Esoterik (Stichwort: Energiering) und externe BeraterInnen wurde bzw. wird genug Geld aufgewendet.

(Funke Nr. 181, 25.2.2020)


    

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