Hudeln tun wir nicht“ verlautbarte Martin Müllauer (Chef des Wirtschaftsbereichs Handel in der Gewerkschaft GPA-djp) vor den diesjährigen Kollektivvertragsverhandlungen im Handel - und spielte damit auf die extrem kurze „Verhandlungszeit“ von einer Stunde vor dem Abschluss der Metaller an (1,45% Lohnplus, wir berichteten).

Schlussendlich kam es aber genau gleich. Ein Verhandlungstag, dann eine Lohnerhöhung von 1,5% und eine Empfehlung für eine Prämie über 150,- (für diejenigen Betriebe, „die es sich leisten können“). Im sonst vielbeschworenen Rahmenrecht konnten keine Durchbrüche erzielt werden, auch von der oft geforderten Maskenpause – keine Spur.

Das Verhandlungsteam gab sich trotzdem zufrieden, wie schon bei den Metallern wurde dieses Ergebnis (Abgeltung der Inflationsrate – vor Steuern wohlgemerkt) bereits im Vorfeld als Ziel formuliert. Die Chef-Verhandlerin kommentierte folgendermaßen: „Mit dem Abschluss [...] konnte eine nachhaltige reale Gehaltserhöhung für alle Angestellten erzielt werden“

Für die über 400.000 Angestellten im Handel sind solche Abschlüsse nichts Neues. 2016 gab es z.B. auch nur 1,5%, 2017 sogar noch weniger. Doch für den größten Teil der KollegInnen bedeutete dieses Jahr vor allem eine Verschärfung der Arbeitsbedingungen durch Kurzarbeit und Personaldruck, dazu kommt die ständige Gefahr, mit dem Coronavirus angesteckt zu werden. Anerkennung gab es für viele nur symbolisch.

Sie hätten sich eine Gewerkschaftsführung verdient, die eine offensive Kampagne gegen diese Zustände organisiert und für die höchste Form der Anerkennung streitet: reale Verbesserungen von Lohn und Arbeitsbedingungen. Stattdessen gibt es für den Handel auch dieses Jahr wieder nur eine Unterordnung unter die Bedürfnisse der großen Konzerne. Der notwendige Klassenkampf wurde wieder abgesagt. (W.H.)

(Funke Nr.188/11.11.2020)


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