Heute finden in Pakistan die Wahlen zur Nationalversammlung statt. Mit diesem Tag wird die pakistanische Politik gleichzeitig in eine neue Epoche eintreten. Eine Epoche, in der die Massen jene Klasse offen herausfordern werden, die sie über Generationen tyrannisiert und unterdrückt haben. Ein Bericht von Adam Pal (In Defence of Marxism) über den Wahlkampf der sozialistischen Kandidaten auf der Liste der PPP.
Die Wahlkampagne der größten pakistanischen Partei, der Pakistan Pepple´s Party (PPP), welche von den Unterdrückten und Ausgebeuteten unterstützt wird, hat ein noch nie gesehenes Ausmaß erreicht. Die Ermordung Benazir Bhuttos am 27. Dezember 2007 und die darauffolgenden Ereignisse führten zu einer neuen Welle an revolutionärem Enthusiasmus und einem Erwachen der Massen. Die öffentlichen Versammlungen der PPP werden von Hunderten und Tausenden besucht. Überall ertönt der Slogan „Jiye Bhutto!“ (Lang lebe Bhutto!). Die Tricolore der PPP schmückt beinahe alle Straßen des gesamten Landes. Die revolutionäre Kampagne der MarxistInnen hat auch einen Einfluss auf die herrschende Klasse und stellt für sie eine neue Herausforderung dar.
Die Lage im Wahlkreis NA-257 in Karachi
Das Establishment in Karachi unterstützt die reaktionäre MQM, die ernstzunehmende Vorbereitungen trifft, das Wahlergebnis zu manipulieren. Gleichzeitig sind die Massen aber nach der Ermordung Bhuttos, in der sie ihre Führerin sahen, mit Zorn und Hass auf die Herrschenden erfüllt.
Im NA-257 kandidiert Genosse Riaz Hussain Lund Baloch gegen die MQM. Er führte einen auf sozialistischen Slogans basierenden Wahlkampf, die großen Zuspruch von der Öffentlichkeit erfahren hat. Große Versammlungen und Demonstrationen steigerten täglich die Moral und den Enthusiasmus der ArbeiterInnen. Entlang allen wichtigen Straßenzügen und Kreuzungen des Wahlkreises finden sich Plakate mit revolutionären Slogans. Lunds Slogan für die heiße Phase des Wahlkampfes lautet „Unversöhnlicher Kampf bis zum sozialistischen Sieg“.
GenossInnen von anderen Landesteilen Pakistans unterstützen die Kampagne in Karachi. So gehen die GenossInnen aus Baluchistan auf die baluchistanischen ArbeiterInnen in deren eigenen Sprache zu, die GenossInnen aus Pukhtuanhua orientieren sich auf die Paschtunen, jene aus Sindh auf die Sindhis usw. Auch die Haus-zu-Haus-Kampagne zeigt große Wirkung. Wenn die GenossInnen auf den Straßen und Märkten Aktionen machen, versammeln sich jedesmal Hunderte Menschen um sie, um ihren revolutionären Reden mit großen Interesse zuzuhören.
Auch ein Flugblatt mit einem Programm für eine sozialistische Revolution wurde in hoher Stückzahl verteilt und bekam breiten Zuspruch. In jeder Demonstration hört man revolutionäre Slogans. Oft kommt es auch zu spontanen selbstorganisierten Demos, die fast täglich von jungen Leuten initiiert werden.
Die Massen sehen diese Wahl als Revanche für Bhuttos Ermordung. Das Establishment und die herrschende Kasse fürchten nun eine große Mehrheit für die KandidatInnen der PPP. Darum wurden spezielle Maßnahmen ergriffen, um der MQM den Rücken zu stärken. ArbeiterInnen werden wegen ihrer Unterstützung der PPP zum Ziel der Reaktion und von dieser fertiggemacht. So wurden am 13. Februar beispielsweise vier ArbeiterInnen verletzt und einer getötet, als einige Faschisten auf eine Versammlung der PPP an einer Straßenecke des Wahlbezirkes PS-119 das Feuer eröffneten.
Die MarxistInnen antworteten gegen diese Einschüchterung mit der Mobilisierung von ArbeiterInnen aus Karachi. Wir haben in einem von der MQM kontrollierten Gebiet eine Demo mit über 2000 ArbeiterInnen organisiert. Das soll den Reaktionären zeigen, dass die Kugeln und Bomben der Faschisten und Terroristen die ArbeiterInnenklasse nicht einschüchtern können. Der Showdown wird am Wahltag stattfinden, an dem die faschistischen Elemente mit Unterstützung von Justiz, Polizei und paramilitärischen Kräften versuchen werden, den Strom an PPP-WählerInnen zu stoppen. An diesem Tag werden wir den Zusammenstoß der Klassen sehen, ArbeiterInnen gegen deren Herren.
Wahlkreis NA-25 Taank
Hier kandidiert Dawar Khan Kundi für die PPP. Er genießt unter den Massen große Unterstützung für seinen Kampf gegen die von den Mullahs unterstützte Regierung. Die Ermordung Bhuttos führte zu einer überwältigenden Unterstützung für Dawar in diesem Wahlkreis. Die öffentlichen Versammlungen und Demonstrationen waren Beweis für die wahre Macht der Massen hinter ihm.
Darum haben die Mullahs auch alle Hebel in Bewegung gesetzt, um in diesem Wahlkreis mit Wahlbetrug seine Wahl zu verhindern. So wurden beispielsweise gefälschte Ausweise in großer Zahl produziert sowie andere Maßnahmen zur Wahlfälschung ergriffen. Ein Mitglied seiner Familie, Habib ur Rehman Kundi, lässt sich instrumentalisieren und wurde als sein Gegenkandidat nominiert. Damit sollen die WählerInnen getäuscht werden. Die Mullahs geben für den Wahlkampf dieses Kandidaten, der früher Minister war, Millionen aus. Tatsächlich wurden auch große Summen dafür aufgewendet, WählerInnen zu bestechen. Es ist auch möglich, dass die Mullahs die PPP-WählerInnen am Wahltag angreifen und einige von ihnen verletzen oder sogar töten. Trotz alledem sind die Massen entschlossen, die reaktionären Mullahs eindeutig zu besiegen.
Wahlkreis NA-41 (Süd-Waziristan)
Genosse Ali Wazir ist der marxistische Kandidat, der gegen den Kandidaten von Baitullah Mehsud, den neuen Führer der Taliban, antreten wird. Die revolutionäre Kampagne des Genossen gegen Fundamentalismus wie auch Imperialismus genießt breite Unterstützung in seinem Wahlkreis, vor allem bei der Jugend, die ihn mehrheitlich unterstützen wird. In dieser Stammesgesellschaft hat sich ein neuer Widerspruch zwischen jung und alt aufgetan: Die Jungen weigern sich den alten Werten und Normen zu folgen.
Diese traditionelle Hochburg der Taliban erlebt derzeit ein Feuerwerk des revolutionären Sozialismus, der sich wie ein Flächenbrand verbreitet. Das hat die Autorität der Taliban herausgefordert. Aus diesem Grund haben diese wütenden Reaktionäre Todesschwadronen organisiert, die Genossen Wazir ermorden sollen. Doch diese Drohungen reichen nicht aus, um die revolutionäre Kampagne zu stoppen. Obwohl der Genosse seine Kampagne nun gezwungenermaßen aus dem Untergrund führen muss, setzt er diese unermüdlich fort.
NA-139 Kasur
Das ist der Wahlkreis des Genossen Manzoor (MNA), der innerhalb der pakistanischen ArbeiterInnenbewegung zu einer Berühmtheit geworden ist. Der Marxist MNA genießt aufgrund seiner revolutionären Arbeit in der Nationalversammlung wie auch außerhalb enorme Unterstützung unter den ArbeiterInnen. Das zeigt sich im enthusiastischen Zuspruch seiner Wahlkampagne. Schon bei der Stadteinfahrt von Kasur sieht man sofort die riesigen Plakatwände mit den Plakaten Manzoors und Slogans der ArbeiterInnen. Er wird sein Mandat mit überwältigender Mehrheit gewinnen, während seine Gegenkandidatin, eine reiche Industrielle, von den Massen einen Korb erhalten wird. Tausende Menschen nehmen an den Versammlungen mit Genossen Manzoor teil. In diesem Wahlbezirk werden täglich vier bis fünf große Versammlungen abgehalten.
Genosse Lal Khan, der führende Genosse der pakistanischen MarxistInnen, hat in einer Fernsehsendung die Idee des Sozialismus verteidigt. Er gab auch ein Interview im „Express“, der meistgelesenen Zeitung Karachis und zweitmeistgelesenen Zeitung Lahores. Diese Artikel und Interviews haben in linken Zirkeln in Pakistan großes Interesse und Enthusiasmus ausgelöst.
Diese Wahlkampagnen und jene der anderen linken KandidatInnen der PPP haben den Plänen der Regierung und der Wahlkommission einen Strich durch die Rechnung gemacht. Der Hurrikan an Unterstützung für die linken KandidatInnen haben die Anstrengungen der Regierung in Hinsicht auf einen Wahlbetrug zunichte gemacht. Trotzdem wird das militärische und zivile Establishment sämtliche Ressourcen dafür aufwenden, den Schwung der Opposition zu dämpfen. Um das sinkende Schiff des pakistanischen Kapitalismus zu retten, wird größter Aufwand betrieben werden.
Am 18. Februar wird die Welt den Zusammenstoß zweier Kräfte beobachten können. Die eine wird jene der Massen sein, die versuchen ihr Schicksal zu beeinflussen, und die andere besteht aus den dunklen Mächten, die von der kleinen Minderheit an Mullahs, Faschisten und KapitalistInnen manipulieren werden. Mittels Wahlbetrug wollen sich diese weiter den Zugriff zur Macht bewahren.
Die Massen müssen wachsam sein. Sie werden wachsam sein. Wenn aber das Establishment tatsächlich auf Wahlbetrug setzt, wird dies eine mächtige Gegenreaktion der Massen provozieren. Alle würden das Wahlergebnis anzweifeln. Die Massen wollen einen Wechsel, und der einzige Weg auf dem sie das derzeit ausdrücken können, ist der Wahlzettel. In diesem Zusammenhang bieten MarxistInnen den Massen ein revolutionäres, sozialistisches Programm an, das einzig und allein eine endgültige Lösung für ihre Probleme darstellen kann. Wir stehen in Pakistan am Beginn einer neuen revolutionären Epoche.
Original (samt Wahlkampfpostern) unter:
Pakistan Elections - class contradictions sharpening as the election campaign heats up