Im Laufe der letzten Wochen formierte sich an der Universität von Toronto (UofT) zunehmend Widerstand gegen die Anhebung der Studiengebühren. Jene StudentInnen, die gegen die Gebühren mobil gemacht haben sind nun das Ziel einer Verleumdungskampagne seitens der Universitätsleitung und der Polizei Torontos. Die Universität hat nun gegen 14 StudentInnen Anklage erhoben. Unter den betroffenen Personen befinden sich auch AktivistInnen der kanadischen MarxistInnen, die sich rund um die Zeitung „Fightback“ organisieren.

Die Anklage beinhaltet den Angriff auf einen Polizisten, was zu einem längeren Gefängnisaufenthalt führen könnte. Inzwischen wurden die StudentInnen unter strengen Auflagen freigelassen. Sie dürfen sich nun außerhalb des Gerichtes nicht mehr zusammenfinden und müssen sämtliche Protestmaßnahmen auf der Universität oder dem Campus unterlassen. Diese Auflagen sind ein klarer Verstoß gegen die Bürgerrechte der Beschuldigten. Weiters untersucht die Universitätsleitung bei 12 StudentInnen einen möglichen Ausschluss von der Universität.

Am 20. März hielt eine Gruppe friedlicher StudentInnen einen Sitzstreik in einem Saal der UofT ab. Sie verlangten vom Rektor der Uni angehört zu werden. Anstatt den StudentInnen allerdings ein Gespräch zu gewähren, rief die Universitätsleitung die Polizei zu Hilfe, um den Sitzstreik gewaltsam zu beenden. Dabei wurden mehrere StudentInnen verletzt. Zudem veröffentlichte die Universitätsleitung eine Pressemitteilung, dass unbekannte „AufwieglerInnen“ die Campus-Polizei attackiert hätten. In den folgenden Wochen folgten die Autos der Campus-Polizei den StudentInnen ständig auf dem gesamten Campus und zivile PolizistInnen versuchten, die Treffen der StudentInnen zu überwachen und fotografieren. Davon unbeeindruckt haben sich die StudentInnen weiterhin organisiert.

Dieser Zwischenfall polarisierte den Campus entlang von Klassenunterschieden. Während die der ArbeiterInnenklasse entstammenden StudentInnen sich rund um die Protestierenden versammelten, starteten die Zöglinge der Reichen ihre eigene Kampagne, in der sie die SitzstreikerInnen als „gefährliche Radikale“ denunzierten. Am 25. März fanden sich zu einer Demonstration zur Verteidigung des Sitzstreiks und gegen die Erhöhung der Studiengebühren trotz eines Hagelsturmes über 200 StudentInnen zusammen. Auf einer weiteren Demo am 10. April nahmen 300 StudentInnen teil. In der Nacht auf heute versammelten sich beinahe 200 Personen im Saal der StahlarbeiterInnen Torontos, um darüber zu diskutieren, wie man die Solidarität für die 14 Angeklagten steigern könne und welche Kampfform für das Ziel eines freien Unizugangs angemessen sei.
Über Jahre hinweg konnte sich der Unmut der StudentInnen nur durch die Kanadische Föderation der StudentInnen (CFS) ausdrücken. Seit langem vertritt die CFS die Ansicht, dass die Mobilisierung der eigenen Basis nur dazu dienen kann, das Lobbying mit PolitikerInnen und Parteien zu unterstützen. Leserbriefkampagnen und (meist ergebnislose) Treffen mit MinisterInnen und Abgeordneten haben die StudentInnenbewegung in Ontario das letzte Jahrzehnt hindurch geprägt.

Die einzig echte für StudentInnen organisierte Aktion besteht im alljährlichen „Aktionstag“ am 7. Februar, der dieses Jahr von der CFS-Führung unter der Begründung abgesagt wurde, dass er die Lobbying-Bemühungen während der zu dieser Zeit stattfindenden Wahlkampagne stören könnte!

Die BürokratInnen der CFS sind der Meinung, dass die StudentInnen zu apathisch seien, um sie organisieren zu können. Zudem würde ihrer Meinung nach die Forderung nach freier Bildung Leute abschrecken. In Wirklichkeit aber herrscht unter den StudentInnen große Unzufriedenheit. Als der Aktionstag am 7. Februar in den letzten Jahren tatsächlich stattfand, nahmen immer Tausende Studierende daran teil, und das obwohl eine zielgerichtete Bewegung fehlte. Das Problem liegt vielmehr in der Führung der CFS. Die Aktionen der StudentInnen der UoFT zeigen sehr deutlich, wie sogar eine sehr kleine Gruppe mit einer kämpferischen Taktik eine große Zahl an StudentInnen zu einem Kampf für freie Bildung mobilisieren kann. Würde eine solche Kampagne von einer landesweit aktiven Organisation wie der CFS getragen werden, wäre die Wirkung hundertmal größer.
Seit Jahren versuchen nun die UnternehmerInnen, die in den letzten 50 Jahren hart erkämpften Errungenschaften der ArbeiterInnenbewegung zu untergraben, um ihre eigenen Profite zu steigern. Ein großer Dorn im Auge ist den KapitalistInnen das Recht auf erschwingliche Bildung für die Jugend aus der ArbeiterInnenklasse. In den letzten Jahren sind Studiengebühren und andere Beiträge ständig gestiegen, während für die Qualität der Bildung nichts getan wurde. Dadurch sank auch die Zahl jener StudentInnen beträchtlich, deren Eltern ArbeiterInnen sind. Diejenigen, die bis heute durchgehalten haben, sind nun entweder aufgrund hoher Kredite verschuldet und / oder müssen zusätzlich einen Teilzeitjob annehmen, um nicht in die Armut abzurutschen.

Eine Bewegung auf der Basis eines Kampfes für freie Bildung, der mit den Klassenkämpfen der ArbeiterInnenschaft verbunden werden würde, könnte großartige Erfolge verbuchen und beispielgebend für weitere soziale Bewegungen im ganzen Land sein.

Fightback und die Internationale Marxistische Tendenz unterstützen die folgenden Forderungen der protestierenden StudentInnen der UofT:

1., Dass die Leitung der UofT und die Polizei Torontos sofort sämtliche Anklagen gegen StudentInnen und deren Organisationen fallen lassen und die Verfolgung abweichender Meinungen am Campus stoppen.
2., Gleicher Zugang zu Bildung für alle durch die Abschaffung aller Gebühren.
3., Die Repräsentanz von StudentInnen, ArbeiterInnen und der Fakultät in allen universitären Entscheidungsgremien und der Fakultät.

Wie du die StudentInnen unterstützen kannst

Für die StudentInnen und deren UnterstützerInnen kann es sehr kritisch sein, wenn sie sich öffentlich gegen die Angriffe auf das Versammlungs- und Organisationsrecht aussprechen. Fightback und die IMT rufen all ihre UnterstützerInnen zu Protesten und zur Solidarität mit der StudentInnenbewegung auf.
HIER kommt Ihr zur Online-Petition.
Für weitere Information besucht Fight Fees


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