Weil die Bundesregierung es auch nach einem Jahr Pandemie noch immer nicht geschafft hat einen der Pandemie angepassten Schulbetrieb zu gewährleisten, weicht sie nun wieder auf ein Konzept aus, das bereits vorm Sommer 2020 nicht funktionierte: den Schichtbetrieb.

Dies bedeutet, dass SchülerInnen ab der 5. Schulstufe in zwei Gruppen jeweils zwei Tage in der Woche die Schule in Präsenz besuchen dürfen. Die Freitage bleiben für alle im Distance-Learning. Dies mag sich vielleicht im Bildungsministerium wie ein guter Plan anhören, in der Praxis bedeutet es aber massive Mehrbelastungen für pädagogisches Personal, Eltern und SchülerInnen.

Anders als im reinen Distance-Learning fällt mit dem Schichtbetrieb die rechtliche Grundlage für die Möglichkeit der Betreuung der Kinder in der Schule an drei Tagen in der Woche weg. Die von der Regierung einst angekündigte Sonderbetreuungsfreistellung bei Betreuungspflichten ist bei dem neuen Modell ausgesetzt. Dies bedeutet, dass berufstätige Eltern sich an drei Tagen in der Woche selbst um etwaige Fremdbetreuung kümmern und diese finanzieren müssen, oder eben in zu kleinen Wohnungen den Eiertanz von gleichzeitiger Berufsarbeit, Kinderbetreuung, Lernhilfe, Haushaltsführung allein bewerkstelligen müssen.

Für die SchülerInnen bedeutet die Umstellung auf den Schichtbetrieb in der Praxis eine Verschlechterung an Lern-Unterstützung, da die Lehrpersonen gleichzeitig zwei Gruppen unterrichten: jene Gruppe die in der Schule anwesend ist, und gleichzeitig übers Internet jene die zu Hause sind. Was dies gerade für Kinder und Jugendliche bedeutet, die sich ohnehin schon schwer in der Schule tun, kann man sich ausmalen.

Nun, kann man davon ausgehen, dass Fassmann sich dieser Probleme durchaus bewusst ist (immerhin hat er ja auch vor Schulbeginn davon gesprochen, dass der Schichtbetrieb eine „suboptimale“ Lösung sei). Warum setzt das Ministerium dann dennoch auf diese Strategie? Ganz einfach, weil es die billigste (und schlechteste) Maßnahme zur Pandemieeindämmung an den Schulen ist.

Was es brauchen würde sind zusätzliche Räume und zusätzliches Lehrpersonal, damit Kindern und Jugendlichen ihr Lernort und sozialer Ort Schule offensteht. Von Zeit zu Zeit bringen Schüler-Vertreterinnen in Form von offenen Briefen schüchtern ihre Probleme vor. Insbesondere die Maturaklassen graut es vor der Reifeprüfung, zu derauf die sie sich schlicht nicht vorbereitet fühlen.

Diese Schüchternheit wird die Herrschenden nicht dazu bewegen ihre ignorante Haltung gegenüber der Jugend zu überdenken. Im Gegenteil, absurd hohe Geldstrafen werden gegenüber Jugendlichen verhängt, wenn sie sich in Parks treffen, in der Mariahilfer Straße flanieren, oder auf der Rolltreppe an Stehenden vorbeilaufen. Repression wird gegenüber Jugendlichen angewandt die sich gegen Abschiebung ihrer Freunde einsetzen. Dabei ist die Aufmerksamkeit gegenüber COVID-Hygiene-Maßnahmen in diesem Alterssegment der Gesellschaft stark ausgeprägt. Während die Gastronomie massiven Druck aufbaut, dass die Gasthäuser zum Ostergeschäft öffnen, wird nun gleichzeitig eine Debatte lanciert, dass die Schulen nach Ostern gleichzeitig wieder geschlossen werden sollen.

Krankheiten (63%), der Klimawandel (62 %), Stress/Druck (59 %) und Krieg (55 %), Einsamkeit (40%) werden als von Jugendlichen in Salzburg in einer repräsentativen Umfrage als ihre Hauptsorge genannt. Die Hälfte leidet unter depressiven Stimmungen.

Die Jugend hat keine Lobby, sie muss kämpfen, um sich Gehör zu schaffen.

(Funke Nr. 192/17.3.2021)


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