AUA und Laudamotion wollen auf unsere Kosten durch die Krise kommen. Martin Halder zeigt, warum eine gewerkschaftliche Kampfstrategie mehr als überfällig ist.
- Siehe auch Artikel: LAUDA, AUA: Neue Gewerkschaftspolitik notwendig
Die AUA bekommt 600 Mio. € Steuergelder. Die Republik verzichtet auf Sitz und Stimmrecht im Management, das Geld fließt ohne Auflagen. Gleichzeitig gibt das Management bekannt, sich mit der Gewerkschaft drauf geeinigt zu haben, dass die Kurzarbeit sowie dauerhafte Gehaltskürzungen fortgeführt werden. Zudem werden über die nächsten Jahre 1100 Stellen gestrichen. 300 Mio. € werden so beim Personal gespart.
Die Ryanair-Tochter Laudamotion setzt das Messer noch aggressiver an. Nachdem die Gewerkschaft das erste miserable Angebot für einen neuen Kollektivvertrag (KV), welcher Gehälter für die FlugbegleiterInnen unter der Mindestsicherung vorsah, ablehnte, drohte der Konzern mit Abwanderung und begann, Flugzeuge ins Ausland zu transferieren. Daraufhin verhandelte die Gewerkschaftsführung erneut und erzielte einige Zugeständnisse. Sechs der ehemals 16 Maschinen bleiben trotz des getroffenen Abschlusses an anderen Standorten, verlautbarte Ryanair.
Dieser Abschluss ist nun auf drei Jahre fixiert, womit sich die Gewerkschaftsführung Ruhe und Frieden erkaufen wollte. Doch diese Friedensliebe war nur eine Einladung zu erneuter Aggression des Unternehmens.
Nun werden die 94 ArbeiterInnen, welche den Kürzungs-Kollektivvertrag nicht akzeptieren wollten, gekündigt. Eine betroffene Kollegin ist schwanger und steht damit eigentlich unter gesetzlichem Kündigungsschutz. Bei 20 weiteren Kolleginnen, die unter Mutterschutz stehen, soll der Konzern vor Gericht eine Kündigung beantragt haben. Die Reaktion der Gewerkschaft ist abgesehen von moralischer Verurteilung und dem Angebot rechtlicher Beratung inexistent.
Das Verhalten der zuständigen Fachgewerkschaft und des ganzen ÖGB ist völlig unzureichend. Von Anfang an wäre es die richtige Strategie gewesen, jene Teile der Belegschaft zu stärken, die sich der wochenlangen Erpressungskampagne des Managements aktiv widersetzt haben. Stattdessen ließ sich die Gewerkschaftsführung von Ryanair am „Verhandlungstisch“ erpressen und lässt nun die kämpferischen Teile der Belegschaft im Stich. Nun werden diese widerständigen KollegInnen auf die Straße gesetzt und die Gewerkschaftsführung schweigt dazu.
AktivistInnen, die sich dem Gehaltsraub widersetzen, werden entlassen. Das ist neu in der 2. Republik, aber die Gewerkschaft schweigt. Das ist ein folgenreicher Fehler, der der gesamten Arbeiterbewegung auf den Kopf fallen wird, wenn es der Gewerkschaftsbasis nicht gelingt, diese Politik zu korrigieren.
(Funke Nr. 185/1.7.2020)