Aus unserer Reihe „Unsere Revolutionäre Tradition“, die russische Revolutionärin Nadeschda Konstantinowna Krupskaja. Von Thomas Fussenegger.

Nadeschda Konstantinowna Krupskaja wurde am 26. Februar 1869 in St. Petersburg geboren und engagierte sich schon als Schülerin in sozialen Kämpfen im Zarenreich. Sie machte eine Ausbildung zur Lehrerin und nutzte ihre dabei erworbenen Fähigkeiten auch in ihrer politischen Arbeit in Form von Bildungszirkel, die sie zur Schulung der ArbeiterInnen organisierte. Auch die politische Agitation gehörte zu ihren bevorzugten Tätigkeiten. Mit 25 lernte sie in einem marxistischen Bildungszirkel Wladimir Iljitsch Lenin kennen. In ihm fand sie einen Gleichgesinnten im politischen Kampf für den Fortschritt der Menschheit und eine Gesellschaft die auf Gleichheit und Geschwisterlichkeit basiert. Sie schreibt später, dass sich diese Verbundenheit vor allem in schier endlosen Gesprächen ausdrückte. Als die beiden nach einer Flugblattagitation festgenommen worden waren und ins sibirische Exil gehen mussten, heirateten sie in Ufa.

Es folgte eine Periode der illegalen politischen Arbeit, in der sie mit der Vereinigung der russischen Sozialdemokratie konfrontiert waren. Krupskaja konnte hier aufgrund ihrer vielfältigen Sprachkenntnisse – sie beherrschte neben Russisch auch Deutsch, Französisch, Englisch und Polnisch – und ihrem Organisationstalent eine zentrale Rolle im Organisationsaufbau spielen. So übernahm sie beispielsweise die gesamte Korrespondenz, die für den Aufbau der revolutionären Bewegung in Russland geführt werden musste. Auch für ihre langjährige Zeit in Deutschland, der Schweiz, Frankreich und Polen erwiesen sich ihre Fähigkeiten als unverzichtbar.

Sie war außerdem journalistisch als Mitherausgeberin der Iskra tätig, verfasste Schriften wie „Die arbeitende Frau“ und gemeinsam mit Lenin „Die Entwicklung des Kapitals in Russland“. Sie war auch Sekretärin im Zentralkomitee der Bolschewiki.

Nach der Oktoberrevolution 1917 konzentrierte sie sich vor allem auf die Neuordnung des russischen Schulwesens und leistete so einen wichtigen Beitrag für eine neue Ära der gesellschaftlichen Kindererziehung. Ihr dezidiertes Ziel war es dabei Kinder zu selbstständigen, kritischen und mündigen Menschen zu erziehen, die ihren Beitrag in einer kollektiv organisierten Gesellschaft leisten. Dieses Bildungsziel vermittelte sie auch an der Akademie für politische Bildung.

Mit dem Aufstieg des Stalinismus und nach dem Tod Lenins im Jahr 1924 wurde sie allerdings immer mehr isoliert und so wie auch viele andere alte RevolutionärInnen in der Partei durch Apparatschiks ersetzt. Anfangs unterstützte Krupskaja noch die „Vereinigte Opposition“, brach jedoch schon bald mit ihr und stimmte 1925 für den Ausschluss der Opposition aus der Partei. Es gibt Vermutungen, dass dahinter Erpressungen von Stalin stecken.

Sie starb am 17. Februar 1939 in Moskau. Durch ihre vielfältige politische Arbeit zeigt sie, dass nicht das Geschlecht, sondern einzig die revolutionäre Tatkraft im Kampf um die Befreiung der Menschheit eine Rolle spielt.


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